Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert
22 Max Weltin Nach 1260 dürfte er seine neuerworbene Herrschaft Losenstein weiter ausgebaut haben, wobei er sich offenbar des ehemaligen landesfürstlichen Offizials Walchun bedient hat103). Daß Dietmar dabei auch, ähnlich den traungauisehen Ministerialen, andere, benachbarte Ämter unter sich gehabt hat, wäre aus der Anwesenheit des Offizials von Ternberg bei einer von Dietmars Beurkundungen in Erwägung zu ziehen 104). Ob ein zwischen 1254 und 1274 auftretender Otto von Steyr in der Herrschaftsverwaltung eine Rolle gespielt hat, läßt sich nicht feststellen, nicht zuletzt auch infolge seiner unsicheren genealogischen Stellung 105). Deutlicher aber als zur Babenbergerzeit wird jetzt ein gewisses Nahverhältnis der Herrschaft zum Schreiberamt in Enns sichtbar. 1268 führt bei einem Taiding in Steyr der „scriba Anasi“ Konrad (von Tulln) die Reihe der weltlichen Zeugen an 106). Ehe wir aber näher auf die Beziehungen des Schreibers zur Herrschaft einzugehen versuchen, sind vorher Änderungen im Schreiberamt gegenüber den Jahren 1255—1258 zu erläutern. Schon Dopsch, der stets bestrebt war, die Amtszeit dieser Schreiber möglichst lückenlos zu halten, waren stellenweise größere Vakanzen aufgefallen 107 * * *). So ist nach Magister Heinrich, der zuletzt 1258 urkundlich nachweisbar ist, nur noch 1261 der miles Heinrich von Haag zu bele103) XJBOE 3 18 f: (1234 Februar 5 Gleink) Walchunus officialis ducis in Steyr; 3 174: (ca. 1250) Walchunus quondam officialis Stirie; 3 223: (1255) mit Dietmar von Steyr: Walchunus officialis; 3 283: (1261) Schenkung Gundakers von Starhemberg in der Herrschaft Losenstein, Zeuge: Walchunus; 3 312: (1263) Walchunus officialis de Losinstein et filius suus Heinricus dictus Grabner. 104) XJBOE 3 330 (1264) in einer Schenkung Gundakers als Zeuge neben Walchunus officialis de Losinstain auch Duringus officialis de Temperch. los) Hans Pirchegger Pernegg in Blätter für Heimatkunde 6 (1928) 49 f nennt einen Otto von Pernegg, der mit Otto dominus de Steyr identisch sein könnte; vgl. FRA 2/33 141 (ca. 1245), wo sämtliche der von Otto von Steyr tradierten Objekte in der Steiermark liegen: Klausen, BH Feldbach; Nenndorf, BH Gleisdorf; Obergleisbach, BH Feldbach; Kellersdorf, BH Radkersburg. Der 1254 urkundende Otto von Steyr (UBOE 3 207) kann sowohl Angehöriger einer starhembergischen Seitenlinie sein, als auch ein Volkensdorfer. Sein Lehensmann, Konrad von Retzenwinkel, ist jedenfalls 1272 mit einem Otto von Steyr in Verbindung zu bringen, der bereits als Volkensdorfer angesehen werden kann (UBOE 3 391 Gleink). 1350 verkauft Peter von Retzenwinkel an Gleink zwei von den Volkensdorfern lehnbare Huben zu öd (Pfarre Dietach) (UBOE 7 [1876] 203). Jedenfalls würde die Genealogie der Volkensdorfer eine nochmalige, gründliche Bearbeitung vertragen. io«) UBOE 3 357 f (1268 Juni 1 Steyr) nach den Geistlichen als Zeugen: Chunradus scriba Anasi, Marquard Preuhafen, Perchtoldus frater suus, Duringus Schekko, Otto de Osterberch, Ortolfus de Chersperch, Richerus Stadel, Ulri- cus, Marquardus, Dietmarus fratres de Tursendorf, Hylprandus miles (iudex de Styria), Dietmarus de Schachen, Hugo Ponhalm et filius suus, Heinricus Roub- ber. i°7) Dopsch Finanzverwaltung 265 ff, 297.