Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
Alexander a Lacu 187 den kaiserlichen Bruder betrafen, nicht nennen würde, liegt ja klar auf der Hand; unter den Punkten, die in Rom aufzuklären waren, war aber auch die ungarische Frage. Noch während Abt Alexander in Rom war, äußerste sich Kiesi in einem Brief an Erzherzogin Maria nach Graz folgendermaßen: Am Samstage habe er zu einem ansehnlichen Patienten nach Laxenburg gehen müssen (es ist wohl Matthias gemeint!), den er sehr betrübt und alteriert gefunden, und es habe lange Zeit gebraucht, bis er ihn wieder habe ermuntern können. Ursache des kaiserlichen Mißtrauens sei die florentinische Heirat (Rudolfs II. mit Maria von Medici), wovon doch Matthias kein Wort wisse, dann ein Auftrag, welchen der Erzherzog dem Abt von Kremsmünster an den Papst mitgab, als dieser um die Erlaubnis bat, nach Loretto reisen zu dürfen. Das Mißtrauen Rudolfs II. — als ob Matthias nach des Kaisers Krone trachte — ist Ursache allen Unglücks, dagegen ist kein Mittel zu erfinden, „Gott geb allein Ir Majestät ein besseres Vertrauen, so ist schon remedirt“ 82). Auch dieser Brief wird nicht ohne Absicht geschrieben worden sein. Kiesi hoffte sicher, daß auf dem Umweg über Erzherzogin Maria der Inhalt auch Rudolf II. selbst erreichen werde. Es haben sich bedauerlicherweise keine genauen Quellen über diese Romreise erhalten 83). Der Bericht über die Zustände im Bistum Passau, den Abt Alexander im Aufträge seines Diözesanbischofs erstattete, spricht zwar in lobenden Worten von ihm selbst — er wäre der über die Bistumszustände bestens unterrichtete Priester der Diözese Passau, es gäbe im Passauer Domkapitel oder im Passauer Diözesanklerus keinen geeigneteren Prokurator als ihn — ist aber sehr allgemein gehalten 84). Am 13. April 1607 kehrte Abt Alexander wieder nach Kremsmünster zurück85). Bei den Bemühungen um Erlangung des Kardinalates hatte Alexander a Lacu eine schlechte Zeit gewählt. Nach dem nur wenige Monate wirkenden Leo XI. war noch im Jahre 1605 Paul V. auf den Thron Petri gekommen. Dieser Borghesepapst war bemüht, selbständig Politik zu machen, auch sein Kardinalnepot durfte kaum in Regierungsgeschäfte eingreifen. Bei der Ernennung von Kardinälen ging Paul V. durchaus selbständig vor. Im Jahre 1614 hat er dies dem Polenkönig Sigmund III. gegenüber ausführlich begründet, als er dessen Wunsch nach Verleihung des Purpurs an den früheren Nuntius Rangoni nicht erfüllte. Das Kardinalat, so wird hier ausgeführt, sei kein einfaches Ehrenamt, son82) Stülz Withering 193 Anm. ** mit der Datierung 1606 Jänner 6, doch muß es richtig 1607 heißen. Stülz gibt keinen Fundort des Briefes an, Ham- mer-Purgstall veröffentlicht ihn (2 Anhang 51 f n. 196) aus dem Stiftsarchiv St. Florian (dazu 2 29 f.). 83) Kellner Profeßbuch 200 nennt irrtümlich die Jahreszahl 1601 für die Gesandtschaftsreise des Abtes zu Papst Paul V. 84) Eidinger Alexander a Lacu 140 f. 85) Ebenda 139 Anm. 434.