Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
186 Georg Wacha Fahrt ging über St. Wolfgang 76) und Alt-Ötting nach München, wo am 11. Oktober 1606 Herzog Maximilian ein Empfehlungsschreiben an Papst Paul V. ausfertigte und zugleich Johann Baptist Crivelli, seinen Agenten in Rom, anwies, den Abt zu unterstützen77). Am 16. Oktober 1606 war Abt Alexander in Innsbruck, am 23. Oktober 1606 reiste er von Trient weiter78 79). Diese Reisepläne waren aber auch dem Kaiser in Prag zu Ohren gekommen. Als er dem Kardinal Dietrichstein am 21. November 1606 eine erste Instruktion gab, was dieser gemeinsam mit Georg Sigmund von Lamberg in Wien bei Erzherzog Matthias untersuchen sollte, hieß es in Punkt 2 von den „fürnemisten gehaimen Deliberationibus“, die noch immer Kiesi anvertraut seien: „Wie wir dan in glaubwirdige Erfahrung bracht, das der Giesel nitt so gar lengs dem Abt zu Krembsmünster geschrieben, er solle bey unsers Bruedern L. erscheinen Sachen halb, die man ihme in Italia zu verrichten in mehrberürts Giesels und Cavreani Gegenwerttikeitt comittirn werde; es wehr auch hernach er, der Abbt, zu unsers Bruedern L. kommen und wohlbeladen in Italiam verraihst, jha wie man insgemain davon rede, so bewerbe sich S. L. umb eine Heuratt zu Florenz“ Diese Schilderung klingt plausibel, es ist durchaus wahrscheinlich, daß Abt Alexander erst nach seinem Ansuchen um Genehmigung der Wallfahrt zum Botengänger in hochpolitischen Angelegenheiten wurde. Die Vermutung, er habe sich dabei auch als Heiratsvermittler betätigt, entsprang aber sicher nur der Phantasie des Kaisers, der in diesem Punkt besonders leicht zu verletzen war. Die Antwort des Erzherzogs an die zwei kaiserlichen Untersuchungskommissäre, die ihn in Laxenburg aufsuchten, lautete, der Abt von Kremsmünster habe um die Erlaubnis einer Wallfahrt nach Loretto80) gebeten und bei dieser Gelegenheit bloß ein Brieflein an den Papst erhalten, um sich bei diesem zu entschuldigen, wenn bei Verhandlung des ungarischen Friedens etwas in Religionssachen übersehen worden sein sollte 81). Daß Matthias weitere Verhandlungsthemen mit Rom, sofern sie das Vorgehen der Erzherzoge gegen 76) Abt Alexander spendete dort ein silbernes Täfelchen mit dem Bildnis St. Wolfgangs; siehe Georg Wacha Der Wallfahrtsort St. Wolfgang und der Raum von Linz in Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1961 (1962) 344 nach dem Mirakelbuch von 1732 (S. 65). 77) Konzepte zu beiden Empfehlungsschreiben in München, Geheimes Hausarchiv. 78) Reiseroute nach E i d i n g e r Alexander a Lacu 139 Anm. 434. 79) Hammer-Purgstall 2 Anhang 29 n. 190. 80) Über Wallfahrten nach Loretto in der Zeit um 1600 siehe Georg Wacha St. Wolfgang und das Wallfahrtswesen im 16. und 17. Jahrhundert in Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 117/1 = Der hl. Wolfgang und Oberösterreich. Schriftenreihe des Oberösterreichischen Musealvereines 5 (Linz 1972) 128 f. 81) Hammer-Purgstall 2 19, dazu Anhang 37 n. 194.