Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen

Alexander a Lacu 183 kam so als eine Art Überrumpelung das Zusammentreffen in Schärding zustande. Studiert man diesen Briefwechsel genauer, so drängt sich ein Verdacht auf: Abt Alexander spielte doppeltes Spiel. Er mußte Kiesi gegenüber die Absendung eines Briefes nach München nachweisen und die plumpen Wor­te (siehe Brief n. 9) sollten seine eigene Biederkeit betonen. Kiesi konnte er dann das offizielle Antwortschreiben des bayerischen Herzogs (Brief n. 10) zeigen oder es an jenen weiterleiten. Herzog Maximilian richtete aber am folgenden Tag ein zweites Schreiben an Abt Alexander (Brief n. 11), bestätigte darin den Erhalt eines Briefes „vom 16. dis aus Linz zu unsern Händen“ — aber dies ist nun nicht der Brief n. 9, sondern ein zweites, sicher chiffriertes Schreiben, das über die wahren Kontakte zwi­schen Kremsmünster und München viel hätte aussagen können. Es muß sich mindestens um zwei Angelegenheiten gehandelt haben. Die erste könnte, wie der Rückvermerk des Konzeptes aussagt, die „Cardinalatsach“ gewesen sein, also das Bemühen Alexander a Lacus, für sich den Purpur zu erlangen (siehe Seite 185 ff). Die zweite Angelegenheit („in der 152“) wird im Rückvermerk nicht aufgelöst, denn „Türckh“ bezieht sich auf das später in dem Brief geäußerte Bedauern über das Vordringen des Feindes bis nach Mähren und auf des Reiches Boden — gelangten doch damals Bocskays Scharen bis vor Wien. Die immer wieder vorkommende geheim­nisvolle Angelegenheit „152“ wird nur im Brief n. 19 aufgelöst: „Salzsach“ heißt es da lakonisch im Rückvermerk. Es haben sich aber in keinem Fall die Informationen Abt Alexanders erhalten, sondern nur die dankenden Bestätigungen über den Erhalt von seiten des Herzogs. Wie in Ur- und Frühgeschichte war auch im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit die Versorgung Böhmens mit Salz für Politik, Wirtschaft und Verkehr von Bedeutung. Im 16. Jahrhundert versuchte man unter Maximilian I. und Ferdinand I. mit Erfolg, den Verkauf von Halleiner Salz in Oberösterreich zu verhindern, die Saline in Hallstatt mußte aber erst genügend leistungsfähig gemacht werden, um auch für den Export nach Böhmen genügend Salz zur Verfügung zu haben 67). Der erste Vorstoß von kaiserlicher Seite schlug fehl, das fremde Salz konnte nicht aus Böhmen verdrängt werden, und eine 1560 zusammenberufene Kommission verhandelte mit den Salzburger und Passauer Räten sowie mit den bayerischen Stellen, die aber jedes Entgegenkommen ablehnten * 16 67) Carl Sc hr a ml Das Öberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (Studien zur Geschichte des österr. Sali­nenwesens 1, Wien 1932) 335 f. Bei Heinrich Ritter von S r b i k Studien zur Geschichte des österreichischen Salzwesens (Forschungen zur inneren Geschichte Österreichs, hg. Alfons D o p s c h, Heft 12, Innsbruck 1917) 205 nur über die Salzverkehrsorganisation; bei Ferdinand Tr emel Wirtschafts- und Sozial­geschichte Österreichs (Wien 1969) 134 f nur ein grober Überblick.

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