Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
182 Georg Wacha sich in der Hauptsache darum gehandelt haben wird, den erstarkten Katholizismus vor neuen Stürmen zu bewahren, waren doch auch Kontakte zustandegekommen, die später den Anhängern des Matthias die Vertreter des Prälatenstandes verdächtig erscheinen ließen, es mehr mit dem Kaiser zu halten °5). In diese zeitliche Abfolge ordnen sich auch die Kiesi betreffenden Schreiben der vorliegenden Korrespondenz ein. Ganz plump teilt Abt Alexander (Brief n. 9) Herzog Maximilian mit, daß er, der einfache Prälat, für sich selbst versucht habe, aus Kiesi, dem mächtigen Ratgeber des Hofes, herauszubringen, ob dieser dem Haus Bayern gewogen sei! Und der geplanten Kirchfahrt nach Alt-Ötting möchte Kiesi eine Reise nach München anschließen, das er noch nicht kenne — selbstverständlich nur, um das neuerbaute Jesuitenkolleg und die Kirche66) zu sehen! Der Brief stellt dem diplomatischen Geschick des Kremsmünsterer Abtes kein gutes Zeugnis aus. Man muß ja den Münchner Hof und die dortigen Ratgeber für einfältig gehalten haben, daß sie eine so dick aufgetragene Sache nicht zu deuten wüßten. Wie wohlabgewogen klingt da die Antwort des Wittelsbachers, schon elf Tage später übermittelt (Brief n. 10): Selbstverständlich hatte er Kenntnis von dem Ansuchen Klesls an Herzog Wilhelm, er weiß auch, daß die Absolvierung der Wallfahrt schon gestattet wurde. Wegen persönlicher Vorsprache weicht er aus: Der Vater nehme sich schon seit Jahren um die „eusserlichen Sachen“ nicht mehr an, durch das „alleweil hin und wider im Landt raisen“ wäre keine Garantie gegeben, daß Kiesi diesen in München antreffe. Und vielleicht im Jahre 1605 in Erscheinung, — im Weigerungsfälle sollten die Prälaten abgesetzt werden. Die schöne und kräftige Antwort darauf stammte sicher aus der Feder des Abtes von Kremsmünster: Jodok Stülz Geschichte des regulierten Chorherrn-Stiftes St. Florian (Linz 1835) 121. •®) Über die Gegnerschaft des Prälatenstandes gegen Matthias’ Politik vgl. die ausführliche Darstellung der Verhandlungen in Preßburg um den 1. Februar 1608 bei Vinzenz Oskar Ludwig Propst Thomas Ruef. Ein Beitrag zur Geschichte des österreichischen Prälatenstandes in Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg 1 (Wien 1908) 144 ff (die Stellungnahme des Abtes von Kremsmünster 203, die Eingabe der Prälaten an Matthias 206 ff). Daß der „von Crems (= Kremsmünster?), Closternewburg vnd andere Praelaten vnd Herrn“ von selbst nach Prag zu Kaiser Rudolf II. gezogen seien, um sich wegen des Bündnisses der österreichischen Stände mit Ungarn zu entschuldigen — wie in Berichten des Agenten Peter Vischer aus Regensburg vom 3. und 7. März behauptet wird (Monumenta Hungáriáé Historica 3 [Pest 1859] 254 ff) — bezeichnet Ludwig als Gerücht (ebenda 172 f). Im Sommer 1608 wurden der Landeshauptmann und die weltlichen kaiserlichen Kommissäre im Linzer Schloß gefangengesetzt, dem Abt von Garsten, der ebenso als Landtagskommissär im Aufträge Rudolfs II. tätig war, wurde die Verwaltung der Temporalien entzogen: Franz Xaver Pritz Geschichte des Landes ob der Enns von der ältesten bis zur neuesten Zeit 2 (Linz 1847) 325, 327. 68) Norbert Lieb München. Die Geschichte seiner Kunst (München 1971) 93 ff.