Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen

180 Georg Wacha ihm, also wohl im Kremsmünsterer Haus in Linz, aufgehalten. Um nicht als Drahtzieher der Linzer Zusammenkunft zu deutlich in Erscheinung zu treten, war er am 28. April nach Passau verreist. Im Schreiben an Herzog Wilhelm von Bayern vom 2. Mai 1605 spricht er dies auch klar aus 52). Und um die Verbesserung seiner Beziehungen zu Bayern ging es ihm schon seit einiger Zeit. Sicher war das mit ein Grund dafür, warum er sich Passau als Aufenthaltsort in dieser entscheidenden Zeit ausgesucht hatte. Er konnte einerseits die Berichte vom Zug der Erzherzoge nach Prag möglichst rasch erwarten, gingen doch beste Verbindungen von der Dreiflüssestadt über den Goldenen Steig nach Böhmen; er war anderer­seits auf dem Sprung, um gegebenenfalls mit bayerischen Herrschern per­sönlich in Kontakt zu kommen. Felix Stieve, der sich speziell mit dem Projekt einer Heirat Erzherzog Matthias’ und der bayerischen Prinzessin Magdalena beschäftigt hat53 54), ging ausführlich auf Klesls Beziehungen zu den Wittelsbachern ein. Die bayerischen Fürsten trugen es Kiesi „mit bitterem Grolle“ (wie Stieve sagt64) nach, daß dieser im Kampf um das Bistum Passau, in den Streitigkeiten um den Salzhandel und in anderen Händeln mit rücksichtslosem Eifer zugunsten Österreichs und gegen Bay­ern gewirkt hatte. Nun aber war die Absicht Klesls darauf gerichtet, seinem Herrn die Unterstützung des wittelsbachischen Hauses zu gewin­nen. Es sieht so aus, als wollte Kiesi die Hochzeitsfeierlichkeiten Erz­herzog Ferdinands mit der bayerischen Prinzessin Marie Anna in Graz im Frühjahr 1600 zum Anlaß nehmen, um mit Herzog Maximilian persönlich verhandeln zu können. Aber — wie er später selbst schreibt55) — er kam erst an dem Tage nach Graz, als der Wittelsbacher bereits abreiste. 1603 endlich entschloß sich Kiesi, die Vermittlung der Jesuiten in Anspruch zu nehmen56). Er richtete ein demütiges Schreiben an Herzog Wilhelm von Bayern, worauf dieser auch eine verzeihende Antwort konzipierte, die aber nicht abgeschickt wurde57)! Wilhelm schickte tatsächlich nur einen kurzen, zurückhaltenden Brief, daß sein Sohn Maximilian Landesfürst wäre usw. Kiesi ließ nicht locker. Stieve sieht hier mit Recht die Zähigkeit und Selbstverleugnung, womit Kiesi Ziele verfolgte, welche ihm durch den Eifer für das Haus Österreich und die katholische Kirche gewiesen 52) Hammer-Purgstalll Anhang 421 n. 171: „Es sein die Erzherzogen den 28. April zu Linz zusamen khumen, ich aber bin zu Vermeidung alles ungleichen Verdacht eben selbigen Tags ehe dieselben ankhumen von Linz nach Passau verraiset“. 53) Felix Stieve Wittelsbacher Briefe aus den Jahren 1590 bis 1610 VII in Abhandlungen 20/3 (München 1893) 676 ff. 54) Stieve Wittelsbacher Briefe VI 385. 55) Hammer-Purgstall 1 Anhang 381 n. 163. 56) Stieve Wittelsbacher Briefe VI 386 nach Hammer-Purgstall 1 Anhang 374 n. 157 (Kiesi spricht hier von sich in der dritten Person). 57) Stieve ebenda gegen die Angabe beim Abdruck Hammer-Purg­stall 1 Anhang 373 n. 156.

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