Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen

Alexander a Lacu 179 den Statthalter nach Wien, die Bestellung der Postrosse durch den Land­richter und die Aufforderung zur Stellung von Kutschen an den Propst von St. Florian, den Pfleger zu Ebelsberg sowie an die Städte Wels, Frei­stadt und Enns. Und wenige Tage später war es soweit: Der Landesan­walt (in Vertretung des vom 10. April bis 17. Juni 1605 nach Salzburg und Bayern verreisten Landeshauptmannes49) teilte den Ständen am 28. April mit, daß Erzherzog Matthias „jetzt um mittag“ in Linz ankom­men werde und daß auch „unsere gnädigste Herren aus Graz und aus Tirol“ erwartet würden. Auf dem Wasserweg waren die Erzherzoge Fer­dinand und Maximilian Ernst von Graz nach Garsten gekommen, der Abt des dortigen Benediktinerstiftes gab ihnen das Geleit nach Linz 50). Erst nach langem Schriftwechsel zwischen den Brüdern war es zur Wahl des Linzer Schlosses für die Zusammenkunft der Erzherzoge ge­kommen. Maximilian, Regent von Tirol, hatte seine Absichten zuerst damit getarnt, daß er seinem eigenen Gesandten in Prag am 18. April 1605 mitteilte, er wolle wenige Tage später von Innsbruck „nacher Zell in Ossterreich“ abreisen, — „devotionis causa“, wie er zuerst hinzusetzte, ließ er dann doch weg. Zum Kaiser gelangte die Kunde, daß die Erzher­zoge in Mariazell Zusammentreffen wollten. Erzherzog Maximilian hatte jedoch damals durch seinen Rat Strauß das Treffen in Linz für den 29. April 1605 fixieren lassen51). Erzherzog Ferdinand war erfreut dar­über, daß er voraussichtlich nicht weit von der Heimat weg müsse; die Feindesgefahr erfordere seine Anwesenheit, wie er Maximilian am 22. April 1605 aus Graz schrieb. Die Erzherzoge und deren vertrauteste Räte nahmen an den Beratun­gen am 28., 29. und 30. April 1605 teil, die Protokolle sind erhalten. Nur die Schlüsselfigur fehlte: Kiesi war damals nicht in Linz. Kiesi war während der Marterwoche (Palmsonntag 3. April, Ostern 10. April 1605) — wie der Kremsmünsterer Prälat im Brief n. 9 nach München schreibt — von Prag nach Linz gekommen und hatte sich bei 49) Auf die Abwesenheit des Landeshauptmannes nimmt Kiesi in seinem Gutachten an Erzherzog Matthias Bezug: er habe die Resolution des Erzher­zogs wegen der Einstellung der (gegenreformatorischen) Exekution „mit herrn Landtshaubtmann so bald derselb in das Landt kommen“ besprochen: (Jos. Frh. v. Hammer-Purgstall Khlesl’s Leben 1 (Wien 1847) Anhang 413 n. 169. Zur Datierung unten Anmerkung 64. 60) Konrad Schiffmann Die Annalen des Wolfgang Lindner in Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 6/7 (1910) 129 f. 51) Josef Fischer Der Linzer Tag vom Jahre 1605 in seiner Bedeutung für die österreichische Haus- und Reichsgeschichte in VII. Jahresbericht des öffentlichen Privatgymnasiums an der Stella Matutina zu Feldkirch (Feldkirch 1898). Erzherzog Maximilian, der mit den Ständen ob der Enns in guter Ver­bindung war, hat vielleicht Linz als Treffpunkt vorgeschlagen, da man zeitweise erwog, Vertreter der Stände nach Prag mitzunehmen; dies hätte aber nicht ohne Wissen der Landschaft erfolgen können und deren Berufung wäre zu zeitrau­bend, außerdem „einer Aufwieglung gleich“ gewesen: ebenda 17 Anm. 1. 12*

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