Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol
166 Helmut Reinalter alten handschriftlichen Katalog des Augustinerklosters St. Dorothea Bescheid 87 88). In Wien trat Luder dann nochmals mit seinem früheren Dienstherrn und Gönner Herzog Sigmund von Tirol, es sollte — wie sich später herausstellte — das letzte Mal sein, in Verbindung: Sigmund wandte sich wegen eines bestimmten Wörterbuches an ihn. Er verfaßte in dieser Angelegenheit zwei Briefe, die er an einen gewissen Dr. Lienhart und an Peter Luder richtete. Im ersten Brief wird besagter Addressat als „Mai- ster Lienharten Doctor der heiligen Schrift zu den Predigern zu Wien“ genannt8S). In den Universitätsurkunden scheint er als Dr. Leonhard Huntpichler von Brixen, Professor der Theologie an der Universität Wien und Mitglied des Predigerordens der Dominikaner, auf89 *). Nach vorübergehenden Studien in Köln kam er 1426 nach Wien. Sigmund kannte ihn wahrscheinlich aus seiner Jugendzeit am Hofe Friedrichs III. Im erwähnten Brief ersucht er ihn, ihm durch einen guten Schreiber sein Wörterbuch, genannt Hugeburzus, auf Pergament abschreiben zu lassen: „Dem ersamen gelehrten und geistlichen unsern lieben and(ächtigen) Mai- ster Lienharten doctor der heiligen geschr(ift) zu den Predigern zu wienn. Ersamer gelerter etc. wir sein zu ainer unser liberey und unser selbs handen ein vocabulari zuhaben notdürftig und wan uns aber aine(s) genant Hugeburzus für gut berumt wirdet, und nachdem wir vernomen du denselben zu Brichsen in der librey abschreiben und in ain lauttern form habest bringen lassen: begern wir an dich mit ernstlichem vleyss, du wollest uns dortunden zu Wyenn ainen guten Schreiber bestellen, der uns denselben auf pergamen mit ainer schönen, lautern nothn und geschrift abschreiben, und wie du mit im umb seinen Ion überkumen, auch wieviel das pergamen darzu gestehn wirde, auch ob man nit nach notdurft gut pergamen dortunden darzu finden möcht, oder wieviel man des bedürfe, des alles in unser cantzley heraufverkundest, so haben wir bestelt, daz dir alle notdurft zugesandt sol werden und hab der saehn vleiss in mass wie dir in sonders wolgetrawn etc.“ (Datum Innsbruck, Juni 1472) «»). Im zweiten Brief, der ebenfalls mit Juni 1472 datiert ist, wendet sich Sigmund an Peter Luder und informiert ihn über das Schreiben an Dr. Lienhart: 87) Österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 7935 fol. 148 f; Baron German Humanism 158 f. 88) TLA Cod. 110 fol. 95; Hammer Literarische Beziehungen 97 f; Baron German Humanism 163. 89) Vgl. dazu Baron German Humanism 163; Großmann Frühzeit 271 f; Hammer Literarische Beziehungen 98 Anm. 1; Isnard W. Frank Leonhard Huntpichler O. P. (t 1478), Theologieprofessor und Ordensreformer in Wien in Archivum Fratrum Praedicatorum 36 (1966) 313—388; Franz A. Sinnacher Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen in Tyrol 6 (Brixen 1828) 494. 9°) TLA Cod. 110 fol. 95. Vgl. ferner Hammer Literarische Beziehungen 98 Anm. 1 und Urkunden und Regesten aus dem k. k. Statthalter ei-Archiv in Innsbruck (1364—1490), hg. v. M. Mayr-Adlwang in Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 20/2 (1899) 176 (mit falscher Datierung 1472 Jänner 13).