Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol
Peter Luder und Sigmund von Tirol 165 die übliche sommation an die Schweizer zu richten, ihnen eine letzte Instanz zum Urteilsspruch über die österreichischen Beschwerden zu bestimmen. Mit Repressalien gegen sie sofort den Krieg zu provozieren, noch ehe Herzog Karl mit seiner Armee, zur Abwehr bereit, im Lande stehe, lehnt man als höchst gefährlich ab“ 83). Es bestehe keine Notwendigkeit, so betonte Burgund, gegenwärtig zu Gewaltmaßnahmen zu schreiten, denn „die Eidgenossen haben den Krieg noch nicht begonnen; sie haben sich seit dem Vertrag von St. Omer keinerlei Gewalttaten gegen Österreich zuschulden kommen lassen; man könne nicht behaupten, daß sie dem Schutzbrief zuwider gehandelt hätten; was die österreichischen Gesandten als Beweis Vorbringen, sei vor der Schutzerklärung geschehen“84 85)! Die Ablehnung der Wünsche Sigmunds wurde von bur- gundischer Seite auch mit dem Hinweis begründet, daß mit den Eidgenossen schon lange vor dem Vertrag von St. Omer ein Bündnis eingegangen wurde, dessen Wortlaut bei Erteilung des Schutzbriefes Berücksichtigung fand. Neben der grundsätzlichen Ablehnung der Forderungen des österreichischen Herzogs enthielt die Antwort auch Positives, nämlich den Vorschlag, daß man die Eidgenossen zu einer Aussprache einladen und „ihnen die Abhaltung einer Tagung vorschlagen werde, auf der gewisse Differenzen, die man selbst mit ihnen habe, sowie ihr zukünftiges Verhältnis zu dem Herzog von Österreich zur Sprache kommen sollen“ 86). Wenn man von diesem Vorschlag absieht, müssen — im gesamten gesehen — die Bemühungen der österreichischen Gesandtschaft in Brügge als gescheitert angesehen werden. Welche Rolle von den fünf namentlich erwähnten Gesandten Peter Luder spielte, ist den Quellen leider nicht zu entnehmen. So ist diese interessante diplomatische Aktivität Luders auf seinem Lebensweg als kurzes Zwischenspiel zu betrachten, kommt aber nicht von ungefähr, denn bekanntlich wurden Humanisten von Fürsten sehr häufig und mit Vorliebe wegen ihrer Bildung und rhetorischen Kenntnisse für diplomatische Dienste zur Durchsetzung ihrer außenpolitischen Pläne verwendet. Nach diesem diplomatischen Zwischenspiel finden wir Peter Luder im Sommersemester 1470 in Wien. In die Universitätsmatrikel ist er als „Dominus Petrus Luder de Kyslaw Spirensis diocesis doctor in medicinis 4 sol. den.“ 86) eingetragen. Über seine Lehrtätigkeit wissen wir durch einen 83) Ebenda 348 f. 84) Ebenda 349. 85) Ebenda. 88) Die Matrikel der Universität Wien 2/1 (Publikationen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 6/1, Graz—Köln 1959) 118. Vgl. weiters R u p p r i c h Deutsche Literatur 481; Großmann Frühzeit 267; Alphons Lhotsky Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG Erg. 19, 1963) 440; Rupprich Humanismus 48; Baron German Humanism 158 ff.