Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

156 Helmut Reinalter berger Fassung entsprach und nur teilweise überarbeitet wurde 30 * * * * 3 36). Nur kurze Zeit las er über Vergil, Ovid und Terenz, da ihn der Pfalzgraf wieder nach Heidelberg zurückholen wollte, doch zog es Luder vor — der genaue Grund ist uns unbekannt —, mit einem Empfehlungsschreiben nach Leipzig weiterzureisen 37 *). Dort kündigt er Vorlesungen über Terenz an und betont, daß er eine neue Lehre bringen werde, da noch niemand vor ihm auf diese alten Autoren eingegangen sei 3S). Wie schon vorher sammelte er auch in Leipzig einen Kreis von Schülern, die mit großem Eifer ihr Studium betrieben. Zu seinen bekanntesten Freunden zählten Hartmann Schedel und Heinrich Stercker von Mellerstadt39). Doch be­reitete man Peter Luder auch hier große Schwierigkeiten: Ein anonymer Humanist warf ihm vor, daß er, der die Deutschen vom „Küchenlatein“ befreien wolle, selbst schlechtes Latein schreibe. Luder forderte den un­bekannten Gegner auf, sich einer öffentlichen Disputation zu stellen, erhielt aber auf seine Herausforderung keine Antwort 40). Von Leipzig aus reiste er dann wieder nach Italien, wobei ihn höchst­wahrscheinlich, wie aus einem späteren Brief hervorgeht, ein Unglücks­fall aus Deutschland forttrieb 41). Er ließ sich zunächst in Padua nieder, um hier sein vor 20 Jahren begonnenes Studium der Medizin fortzusetzen und abzuschließen. Aus dieser Zeit stammen mehrere Briefe, die darauf hinweisen, daß Luder nach Abschluß seines Studiums wieder gerne in 30) Die für Erfurt umgearbeitete Antrittsrede von Heidelberg in der Bayeri­schen Staatsbibliothek Cod. lat. Monac. 466 fol. 286 und in der öffentlichen Bibliothek der Universität Basel Cod. Basil. F. IV. 14. 37) Das Empfehlungsschreiben des Magisters Heinrich von Rün an einen Leipziger Doktor in der Bayerischen Staatsbibliothek München Cod. lat. Monac. 364 fol. 222 (Abdruck bei Wattenbach Luder 121 [XXVI], Hinweis eben­dort 63). In die Universitätsmatrikel ist er im Wintersemester 1461/62 als „magister Petrus Luder de Kißlow“ eingetragen (Die Matrikel der Uni­versität Leipzig 1. Im Auftrag der Königlich Sächsischen Staatsregierung hg. v. Georg E r 1 e r [Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae 2/XVI, Leipzig 1895] 231). Vgl. ferner Gustav Bauch Geschichte des Leipziger Frühhumanismus mit besonderer Rücksicht auf die Streitigkeiten zwischen Konrad Wimpina und Martin Mellerstadt in Beihefte zum Centralblatt für Bibliothekswesen 7/H. 19—22 (Leipzig 1897—99) 4—5; Kleineidam Universitas Studii Erffordensis 2 51—52 Anm. 344. 3S) Wattenbach Luder 63—64. Wie schon in Heidelberg und Erfurt, hielt er auch in Leipzig eine Antrittsrede, deren Ankündigung uns im Original erhalten ist (Bayerische Staatsbibliothek Cod. lat. Monac. 466 fol. 285); vgl. den Text bei Wattenbach Luder 121—122 (XXVII). 3B) Bauch Frühhumanismus 4; Rupprich Deutsche Literatur 480. 40) Über diesen Streit vgl. Wattenbach Luder 66—67; Georg Kauf­mann Die Geschichte der Deutschen Universitäten 2 (Stuttgart 1896) 506; Geiger Renaissance 327; Voigt Wiederbelebung 2 300 f; Burger Re­naissance 169—170. 41) Zu diesem Brief in der österreichischen Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 102 v siehe Wattenbach Luder 67 Anm. 2.

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