Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol
Peter Luder und Sigmund von Tirol 157 seine Heimat zurückgekehrt wäre 42). In Padua schloß er dann tatsächlich 1464 seine Medizinstudien mit dem Doktorat ab. Im Sommer desselben Jahres finden wir ihn überraschend an der neugegründeten Universität Basel, wo er als „Dominus Petrus Luder poeta, medicine doctor“ unentgeltlich eingeschrieben war und nach dem Ausscheiden seines Vorgängers 25 Gulden Besoldung erhielt43). In Basel blieb er bis zum Sommer 1468. Neben Vorlesungen, die er im Auftrag des dortigen Rates über Poetik hielt, war er auch als Stadtarzt tätig und öfters bei Aussatzexpertisen im Einsatz44). Als Mitglied der medizinischen Fakultät verfaßte er gemeinsam mit Heinrich Wölfflin deren Statuten und korrespondierte auch wieder häufiger mit seinen Freunden45). Dann verlieren sich die Spuren Peter Luders für einige Monate, bis er wieder in einer völlig neuen Rolle, als Gesandter Herzog Sigmunds von Tirol, auf taucht46). * 42) Brief von 1462 November 12 und zwei Briefe von 1464 April 1 aus Padua an seinen Freund Matthias von Kemnat (Österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 110 und 103 v, sowie Wattenbach Luder 124 f [XXXI] und 67 f). Vgl. weiters das Schreiben des Johannes Gissen an Luder von 1463 April 12 nach Padua bei Georg S c h e p s s Zu Peter Luders Briefwechsel — Erfurter Brand 1472 in ZGO 38 (1885) 364—366. 43) Die Matrikel der Universität Basel 1, hg. v. Hans Georg Wackernagel (Basel 1951) 45; Wilhelm Vis eher Geschichte der Universität Basel von der Gründung 1460 bis zur Reformation 1529 (Basel 1860) 186 f Anm. 53. Wie meine Rückfrage im Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt ergab, ist dieser Fußnotenhinweis im dortigen Archiv nicht mehr lokalisierbar. Vgl. weiters Albrecht Burckhardt Geschichte der medizinischen Fakultät zu Basel 1460—1900 (Basel 1917) 13 f; Bernhard Harms Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter 2 (Tübingen 1910) 321, 324, 328 und 333. — Peter Luder bezog in den Budget-Jahren 1464/65 bis 1467/68 an der Universität Basel ein staatliches Gehalt: 1464/65 7 Gulden, 1466/67 25 Gulden, 1467/68 56)4 Gulden, mit dem Vermerk, er sei damit bezahlt bis „Angaria Crucis preterita“. — Diese Angaben verdanke ich Herrn Dr. Josef Rosen, Basel, der sich in einem Aufsatz in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, deren laufender Band demnächst erscheinen wird, mit der Universität Basel im Staatshaushalt 1460 bis 1530. Die Gehälter der Dozenten beschäftigte. 44) Vgl. dazu Wackernagel Matrikel 1 45; dsbe Geschichte der Stadt Basel 2/2 (Basel 1616) 596. 45) Wackernagel Matrikel 1 45 und Basel 596; Burckhardt Fakultät 13 f; Rupprich Deutsche Literatur 480. — Über seine Briefe aus Basel vgl. Wattenbach Luder 69 f (mit Quellenhinweisen). 46) Mehrere, in vorhergehenden Anm. zitierte Autoren stützten sich auf den Hinweis bei Wattenbach Luder 70, der sich an dieser Stelle auf V i s c h e r beruft, der ihn auf die Beziehungen Luders zu Herzog Sigmund von Tirol aufmerksam gemacht habe. Wattenbachs Auffassung über die Gesandtschaftsreise Peter Luders mit Sigmund nach Frankreich an den Hof Ludwigs XI. stellte sich — wie wir in dieser Arbeit im Folgenden nachweisen werden — als falsch heraus. — Leider fehlen im Tiroler Landesarchiv (= TLA) die Raitbücher aus den Jahren 1469—1470, die für diese Arbeit wichtig gewesen wären. In den