Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol
Peter Luder und Sigmund von Tirol 149 Der deutsche Frühhumanismus, der nach diesem Vorspiel in Böhmen neue und entscheidende Impulse aus Italien erhielt, faßte zunächst an kleineren höfischen Residenzen Fuß, ehe er dann auf die Universitäten und Gelehrten bürgerlicher Herkunft Übergriff. In Tirol, das wegen seiner geographischen Lage in mehrfacher Hinsicht als Einfallsgebiet nach Norden galt, kamen humanistische Bestrebungen — man kann kaum von einem ausgeprägten Humanismus in Tirol sprechen, der mit jenem der italienischen und deutschen Fürstenhöfe vergleichbar wäre — erst unter Herzog Sigmund dem Münzreichen (1446—1490) spürbar zum Durchbruch, der — obwohl er selbst alles eher als eine geistig hochstehende Persönlichkeit war — Kunst und Wissenschaft besonders förderte* 2). In jungen Jahren lernte er Enea Silvio Piccolomini, den späteren Papst Pius II., kennen, der als Sekretär an der kaiserlichen Kanzlei Friedrichs III. diente und sich dort um die Einbürgerung und Verbreitung des Humanismus große Verdienste erwarb 3). Zu den bekanntesten Humanisten, die in den Diensten Herzog Sigmunds standen und teils an seinem Hofe wirkten, zählten neben Bischof Johann Hinderbach, Abt Caspar Augsburger und Johann Fuchsmagen auch Gregor von Heimburg, Lorenz von Blumenau und Albrecht von Bonstetten 4). Daneben stand der Herzog noch mit einer Dr. Eugen Thurnher (Innsbruck), dem Direktor der Handschriftensammlung der österreichischen Nationalbibliothek in Wien, Univ.-Doz. Dr. Otto Mazal, Frau Oberbibliotheksrätin Dr. Hauck (Heidelberg), Dr. Martin Steinmann (Öffentliche Bibliothek der Universität Basel), Dr. Jürg Bielmann (Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt), Dr. A. Gössi (Staatsarchiv des Kantons Luzern) und meinen Kollegen am Historischen Institut der Universität Innsbruck, Dr. Robert Büchner und Dr. Werner Maleczek, zu Dank verpflichtet. 2) Über den Humanismus in Tirol siehe Heinrich Hammer Literarische Beziehungen und musikalisches Leben des Hofes Herzog Siegmunds von Tirol in Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3/43 (1899) 69—124; Hans Kramer Das Zeitalter des Humanismus in Tirol (Ewiger Humanismus 13, Innsbruck 1947); Anton Zingerle Der Humanismus in Tirol unter Erzherzog Sigmund dem Münzreichen. Festgruß an die XLIl. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Wien (Innsbruck 1893) 21 ff; Margarete O r t w e i n Der Innsbrucker Hof zur Zeit Erzherzog Sigmunds des Münzreichen. Ein Beitrag zur Geschichte der materiellen Kultur (ungedr. Diss. Innsbruck 1936); Margarete Köfler Eleonore von Schottland. Versuch einer Biographie (ungedr. Diss. Innsbruck 1968) 190 f und Frank E. Baron The Beginnings of German Humanism: The Life and Work of the Wandering Humanist Peter Luder. University Microfilms Inc. (Ann Arbor, Michigan 1967) 154—155. Diese Dissertation wurde 1966 an der University of California, Berkeley, approbiert. 8) Über die Beziehungen Herzog Sigmunds zu Enea informieren Kramer Humanismus in Tirol 8—9; Hammer Literarische Beziehungen 73—76; Gerhard Weiß Abt Caspar Augsburger von St. Georgenberg (1469 bis 1491). Humanist und Diplomat unter Sigmund dem Münzreichen in Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 50 (1970) 219. 4) Dazu Hammer Literarische Beziehungen 76—106; Gerhard Weiß Die humanistischen Bestrebungen in Tirol bei Caspar Augsburger, Johannes Hinderbach und Johann Fuxmagen (Ms. Innsbruck 1969); Gerhard Weiß Beiträge