Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
136 Brigitte Haller die Motive der Heilsgeschichte, die in den Bericht von der Geburt und Taufe des jungen Weisskunig eingehen. So fehlt nicht der Stern, der den König von Otnap auf die Bestimmung des Kindes hinweist. Auch dieser König ist von den Türken vertrieben worden und darf neue Hoffnung schöpfen durch die Gewißheit, daß sein Rächer geboren ist. Obwohl er aus königlichem Geschlecht stammt, unterscheidet er sich in seiner Rolle als Bittsteller, dem die Patenschaft tröstende Gnade bedeutet, doch recht wesentlich von dem stolzen Magnaten Ujlaky, der sehr wohl wußte, wie er zu der Ehre kam. Wenn Maximilian den prophetischen Worten des Königs von Otnap, daß sein Täufling dereinst die Türken demütigen werde, noch hinzufügt: „Dise wort bedeuten künftig auslegung, die noch beschehen werden mit warer tat“219), kann er wohl nicht deutlicher Propaganda für sein Türkenprogramm machen. Seinen Namen deutet er im Weisskunig anders als in der Autobiographie. Der alte Weisskunig gibt hier den Namen, nachdem er aus den Sternen die große Zukunft des Sohnes erkundet hat: „deshalben er dem kind ainen wunderlichen namen schöpfet, der vor nye gehört was, dann er aus zwayen namen, die in ihrem leben die streitparisten gewesen sein, ainen namen schöpfet“ 22°). Diese Erklärung des Namens als Zusammenziehung aus Fabius Maximus und Aemilia- nus Paullus sprach begreiflicherweise die Humanisten an und begegnet gelegentlich wieder 221). Maximilians Geschick, sich selbst ins rechte Licht zu rücken, ist oft besprochen worden 222); auch wurde darauf hingewiesen, daß seine für die historische Forschung so unentbehrlichen autobiographischen Werke stets mit aller kritischen Vorsicht zu lesen seien 223). Nichtsdestoweniger ist gerade die Geschichte von Maximilians Taufe einer der Fälle, in denen es ihm gelungen ist, den Historikern seine Deutung zu suggerieren. Kaum wird die Tauf Zeremonie jemals mit der ungarischen Wahl Friedrichs in Beziehung gebracht, sondern wir begegnen ihr in der Literatur heute noch in dem türkischen Zusammenhang, in dem sie Maximilian sehen wollte 224). Zur schillernden Figur ist der Taufpate geworden, der als ai«) Ebenda 220. 220) Ebenda 219. 221) Vgl. Hieronymus Branchi Dell’Historia Austriaca 2 (Vienna 1691) 202; Fugger-Birken Ehrenspiegel 659. 222) Vgl. z. B. Glenn Elwood Waas The Legendary Character of Kaiser Maximilian (Columbia University Germanic Studies N. S. 14, New York 1941). 223) Ebenda besonders 108, 117 und Wiesflecker Maximilian 1 65. 224) vgl. Walter Winkelbauer Kaiser Maximilian I. und St. Georg in MÖSt A 7 (1954) 524 ff; Heinz-Otto Burger Der Weisskunig als Literaturdenkmal in Kaiser Maximilians I. Weisskunig, hg. von Musper 1 25, 151; Heinrich Fichtenau Der junge Maximilian (1459—1482) (Österreich Archiv, Wien 1959) 8f; Hermann Wiesflecker Friedrich III. und der junge Maximilian in Ausstellung Friedrich III. 48 und dsbe Maximilian 1 66, 399.