Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 135 Gelübde, das Friedrich während seiner Belagerung in Cilli getan hät­te 213 214), ist zu erwägen. Wenn man dazu die Darstellung vergleicht, die Maximilian selbst in zweien seiner Werke von den Ereignissen um seine Taufe gibt, entdeckt man einige befremdende Umdeutungen. In der lateinischen Autobio­graphie 2U) erzählt Maximilian, daß es wegen der Namenswahl längere Debatten am Kaiserhof gegeben haben soll, bei denen die Kaiserin für Konstantin stimmte und der Kaiser für Georg. Schließlich habe sich aber der Taufpate mit seinem Vorschlag Maximilian durchgesetzt. Aus Niko­laus Ujlaky, dem eifrigsten der ungarischen Parteigänger Friedrichs, der dem Kaisersohn Pate stehen durfte, weil man seine treuen Dienste beloh­nen wollte, wird dabei ein namenloser „rex [bzw. vicerex] Bosne“, dessen Länder die Türken verheeren und der wünscht, daß der Name des Heidenbekehrers Maximilian den Kaisersohn anspornen werde, „nomen sancti sequi et Tureos a Bosna, Croacia et Dalmatia repellere“ 215 *), und erwartet sich somit die Rückgewinnung seines verlorenen Königreiches. Mit dem Namen wird dem Kaisersohn bereits die Aufgabe für seine künf­tige Regierung gestellt — der Türkenkampf, auf den auch die elterlichen Namensvorschläge hingewiesen hatten. Wir kennen die kühnen Türken­kreuzzugspläne Maximilians218). Wenn er schon in der Wiege zum Tür­kensieger bestimmt war, mußte das Bestätigung und Ansporn zugleich für alle künftigen Türkenunternehmungen sein. Legte man sich die Dinge so zurecht, war natürlich kein Platz mehr für den Vater und seine politi­schen Konzepte, in denen 1459 eben Ungarn und nicht die Türken im Vordergrund standen. Den Taufpaten hingegen konnte man mit den Türken in Verbindung bringen, indem man spätere Ereignisse vorweg­nahm — die Eroberung Bosniens durch die Türken, die sich erst 1463 ereignete, und Ujlakys Ernennung zum bosnischen König durch den längst mit ihm ausgesöhnten Matthias im Jahre 1472. Die Ungarn gewan­nen damals einen Teil Bosniens zurück, und von 1472 bis 1477 stand Ujlaky tatsächlich als nomineller bosnischer König auf verlorenem Posten in einem verzweifelten Kampf mit den Türken 217). Im Weisskunig21S) wird dieselbe Geschichte nochmals erzählt, jedoch in romanhafter Verkleidung und Überhöhung. Letzterer dienen vor allem sis) Fugger-Birken Ehrenspiegel 659. 214) Hg. von Alwin Schultz Der Weisskunig in Jahrbuch der Kunsthisto­rischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 6 (1888) 421 ff und Fran­ziska Schmid Eine neue Fassung der maximilianeischen Selbstbiographie (Wien phil. Diss. 1950). 215) Schultz 423; S c h m i d 1 f. 2i«) Georg Wagner Der letzte Türkenkreuzzugsplan Kaiser Maximili­ans I. aus dem Jahre 1517 in M1ÖG 77 (1969) 314 ff. 217) Vjekoslav K1 a i c Geschichte Bosniens (Leipzig 1885) 441 f. 218) Hg. von Musper 219 ff.

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