Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

134 Brigitte Haller cissime Regno Hungáriáé expulsit et coronam recuperavit; ..208). So­weit die moderne historische Literatur aber eine Krönung annimmt, geht sie bezeichnenderweise fast immer nur auf Roo und seine Nachfolger zurück, auf das spätere gelehrte Mißverständnis also und nicht auf die — wenn auch ebenso unzutreffende — ungarische Tradition, die sich immer­hin bis zu den Zeitgenossen zurückverfolgen läßt. Der Brief des Vene­zianers wurde erst durch die Publikation des 19. Jahrhunderts verfügbar und blieb auch dann — zumindest in der deutschen Literatur — fast unbe­kannt. Nur Zapolya wird gelegentlich zitiert, um Roos Bericht zu erhär­ten 209 210 211). In diesen Tagen, in denen der Kaiserhof ganz im Banne der Ungarn­politik stand, brachte Kaiserin Eleonore ihr Kind zur Welt. Am 22. März wurde der Thronfolger geboren. Damit bot sich für Kaiser Friedrich noch einmal die Gelegenheit, öffentlich zu dokumentieren, wie viel die unga­rische Wahl für ihn bedeutete. Mit der ehrenvollen Aufgabe, seinen Sohn aus der Taufe zu heben, betraute er nämlich Nikolaus Ujlaky, das Haupt seiner ungarischen Parteigänger, der zur Huldigung nach Wiener Neu­stadt gekommen war. Am darauffolgenden Ostersonntag, dem 25. März, vollzog der Erzbischof von Salzburg mit ungarischem Beistand die Taufe des Kaisersohnes in der Wiener Neustädter Burgkapelle. Dem Verfasser der Anonymen Chronik sind die Zusammenhänge klar, wenn er berichtet: „vnd sein Gött was der gross Vnger, Nicklas von der Freinstat, der den kaiser Zw kunig in Vngern erwellt hett“ 21°). Am selben Tag teilte die Kaiserin den Städten Augsburg und Straßburg die Geburt und Taufe ihres Sohnes mit und führt in diesen Briefen bereits die ungarischen Titel2U). Der Name Maximilian, den man dem Kaisersohn in der Taufe gab, weist nach Cilli. Der Namensheilige soll Bischof von Lorch gewesen sein und war der cillische Patron 212), weil er der Legende nach auf einer Missions­reise in Cilli erschlagen wurde. Ohne Zweifel paßt diese Namenswahl in das politische Programm Friedrichs. Daß er nun auch über die zur unga­rischen Krone gehörigen Teile des Cilliererbes gebot, mußte ihm eine be­sondere Genugtuung sein. Auch die Deutung, der Name erinnerte an ein 208) Wolfgangus de Bethlen Historia de rebus Transsylvanicis l2 (s. 1. 1782) 135. Vgl. RTA Jüngere Reihe 7/12 (Göttingen 1963) 3. 20e) Kaprinai Hungária Diplomatien 2 329. 210) Rerum Austriacarum Historia, hg. v. Rauch 38. Freinstat = Freistadtl (ung. Galgóc, slowak. Hlohovec), das seit 1349 im Besitz der Familie Újlak war. Vgl. M o 11 a y Denkwürdigkeiten 58 Anm. 108. 211) Kaprinai Hungária Diplomatien 2 278; Chmel Regesta n. 3684; Lichnowsky 7 Reg. 183. Vgl. Lanckmann bei P e z Scriptores 2 col. 605, der in seinem Bericht von der Geburt Maximilians Eleonore auch den ungari­schen Titel gibt: „Domina Imperatrix et jam Hungáriáé, Dalmatiae, Kroatiae Regina in Nova-Civitate peperit in lucem filium ...“. 212) Vgl. die der Cillierchronik vorangestellte Vita Maximiliani; K r o n e s Die Freien von Saneck Teil 1.

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