Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 133 Krönungszug nach Ungarn vor, ein klarer Beweis, daß er nicht schon gekrönt ist. Über diese Vorbereitungen hören wir noch eine ganze Menge. Ulesis weiß am 16. März zu berichten: „la prefata Mayesta apparechia de andare ad coronarse in Ungaria con grande potentia“* 204 20S). Um das Zu­standebringen einer entsprechenden Begleitmacht geht es dann während der nächsten Zeit. Wittowetz verspricht 400 Pferde 204), und auch die Stadt Wien muß sich zu Truppenstellungen verpflichten 205). Die Annahme, Matthias könnte sich zur Abdankung verstehen oder gar Friedrich Obödienz leisten, zeugte von einer totalen Verkennung der Si­tuation in Ungarn. Trotz der Gegnerschaft einiger mächtiger Magnaten hatte sich Matthias in dem einen Regierungsjahr weitgehend durchgesetzt und war der Unterstützung der meisten seiner Untertanen sowie der rö­mischen Kirche gewiß. Thomasi, der venezianische Gesandte in Budapest, schildert die unga­rische Reaktion auf die Ereignisse von Wiener Neustadt. Sein diesbezüg­licher Brief datiert vom 14. März 2*6) und zeigt, wie schnell wilde Gerüch­te entstanden. Matthias scheint sich diese zunutze gemacht zu haben, wenn er in einem Rundschreiben wegen eines allgemeinen Aufgebots ge­gen Friedrich verbreitete, dieser hätte die Abschaffung der ungarischen Sprache verfügt 207). Interessanter noch ist, daß auch Thomasi offensicht­lich glaubt, Friedrich wäre durch die oppositionelle Magnatenpartei unter Ujlakys Führung nicht nur zum König gewählt, sondern in Wiener Neu­stadt auch mit der Stephanskrone gekrönt worden. Es gab also doch schon ein zeitgenössisches Gerücht über eine solche Krönung Friedrichs! Der na­tionalen Empörung konnte eine solche Ausdeutung der Nachrichten über die Wiener Neustädter Zeremonie nicht schwerfallen. Wurde Friedrich durch diese Anmaßung nicht umso verhaßter? Der Verdacht, daß Friedrich sich tatsächlich die Stephanskrone aufsetzen ließ, blieb bei den Ungarn noch lange wach. 1528 kommt Johann Zápolya in einem Brief an die Reichsfürsten, in dem er über Ferdinand I. Klage führt, wieder darauf zu sprechen: „[Ferdinandus] ... volens fortasse vindicare infelices expedi­tiones Friderici atavi et avi Maximiliani, quas pro subjicienda sibi Hungária susceperant. Quorum alterum et coronatum et Diadema Regni in manibus habentem, Emericus patruus Noster Regni Gubernator feli­203) Siehe oben Anm. 182. 204) G u b o Erbstreit 82. 205) Copey-Buch der gemainen Stat Wienn, hg. von Hartmann J. Z e i b i g in FRA 2/7 (1853) 172 f n. LXXXVIII und 175 f n. LXXXIX. 2o«) Monumenta Hungáriáé Historica, Acta Extera 1 43 ff n. 31. 207) Ebenda. Erhalten hat sich nur das Warnungsschreiben des Matthias an Preßburg vom 12. März, in dem er von der drohenden Gefahr für den christlichen Glauben spricht und im übrigen die Stadt an ihren Eid erinnert, sollte Friedrich über Preßburg nach Ungarn einmarschieren wollen. Vgl. Katona Historia critica ord. XIV (1791) 224 ff.

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