Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
132 Brigitte Haller sen 197). Daß Kaiser Friedrich III., der so gut in allen Zeremonienfragen Bescheid wußte 198), eine solche Krönung gewünscht hätte, ist wohl ganz und gar unglaubwürdig 199). Der Kaiser nahm also den Titel eines Königs von Ungarn an und führte ihn von nun an mit den dazugehörigen Nebentiteln in allen seinen Urkunden. Nach Ulesis ging Friedrich sogar so weit, den „Woiwoden Matthias“ in einem Brief aufzufordern, ihm seine Obödienz zu leisten 20°). Immerhin befand sich eine Abordnung ungarischer Magnaten in Wiener Neustadt, um Friedrich zu huldigen. Unter ihnen war auch Johann Wittowetz, der am 8. März einen Vertrag mit dem Kaiser schloß. Wittowetz versprach, „mit der wanschafft in windischen landen gewertig zu sein“, und ob der Kaiser nun König von Ungarn werde oder nicht, wolle er „sich doch mit der wanschafft auf ihn ziehen und die auf ihn halten“ 201), das heißt, daß nun auch der letzte Teil des Cilliererbes, der Besitz in Kroatien, an Friedrich fiel. Der Kaiser seinerseits verzieh Wittowetz den Überfall des vorigen Jahres „... in dem das er vns nu als kunigen ze Hungern mit allen geslössern so er inhat gehorsam getan vnd sich vns zu vnserm ingang in das bemelt kunigreich vnd zu emphahung der heiligen krön desselben kunigreichs mit allem sein gut vncz in den tod peigestendig zu sein verseimben hat“ 202). Der Kaiser bereitet also seinen 197) Ebenda. 198) Vgl. z. B. Ursula B e g r i c h Die fürstliche „Majestät“ Herzog Rudolfs IV. von Österreich (Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Geschichte 6, Wien 1965) besonders 83 ff und die politischen Anmerkungen Friedrichs in seinem Notizbuch: Lhotsky AEIOV 203 nn. 26, 27. 199) Auf das Problem angesprochen, hat Lhotsky der Vfn. 1965 spontan geantwortet: „So etwas hat ein Friedrich III. nicht getan.“ Bei der lombardischen Krönung, die man vielleicht als Parallele anführen möchte, war die Situation doch eine andere, weil der Papst der Krönende war. Daß die ungarische Krönung den Historikern doch nicht geheuer ist, zeigt sich manchmal an ihren Formulierungen. Vgl. Mayer Wiener Neustadt 1/2 36: „und ... wurde — allerdings etwas eigentümlich — am 4. März 1459 zu Wiener Neustadt unter großen Festlichkeiten von dem Erzbischof von Salzburg mit der Krone des heiligen Stephan gekrönt ...“ oder Wiesflecker Maximilian 1 64: „Zwar soll er sich vorsorglich von einer madjarischen Minorität zum König von Ungarn wählen und in Neustadt krönen haben lassen; ..." (Die Wahl, über die wir angefangen von der Wahlurkunde reichlich Zeugnisse haben, braucht nicht durch ein „soll“ in Zweifel gezogen werden). so«) Ebenfalls in dem Anm. 182 zitierten Brief vom 16. März. Falls es ein solches Schreiben Friedrichs tatsächlich gab, hat es sich nicht erhalten. Die italienischen Gesandten dürften gelegentlich die Ereignisse dramatisiert haben. Vgl. besonders die von Fraknói Corvinus 50 Anm. 2 zitierten Nachrichten Ulesis’ zur Wahl des Matthias; in Wiener Neustadt soll man Matthias als Ungeheuer hingestellt und von seiner Mutter berichtet haben, sie wolle mit ihren Rossen in deutschem Blut waten. 201) G u b o Erbstreit 82. 202) Ebenda; C h m e 1 Regesta n. 3679; Lichnowsky7 Reg. 177.