Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 131 Sonntag Laetare war auch der Tag von Friedrichs Kaiserkrönung. Der Erzbischof von Salzburg trat in kirchlicher Funktion auf. Der Kaiser führte seit diesem Tag den ungarischen Königstitel. Das wußte man und auch, daß Friedrich seit Jahren im Besitz der Stephanskrone war. Es war nur ein kleiner Schritt bis zu der Kombination, der Salzburger Erzbischof hätte Friedrich am 4. März 1459 die heilige Krone Ungarns aufs Haupt gesetzt. In Österreich ging man diesen Schritt jedoch nicht sofort: Der nächsten Generation war der wirkliche Sachverhalt zu gut in Erinnerung. Maximilians Weisskunig übernimmt in gekürzter Form den Bericht Lanckmanns193), und bei Cuspinian heißt es kurz aber zutreffend: „Auditi sunt oratores [sc. Hungáriáé potentiorum ac nobiliorum] in Nova ciuitate, quinquagesimo nono anno, in media quadragesima“ 194). Es war Gerard van Roo, der Historiograph Erzherzog Ferdinands von Tirol, der als erster zu der Ansicht kam, es hätte in Wiener Neustadt eine Krönung gegeben. Seine Annales basierten nicht mehr auf direkter Tradition, sondern auf Quellenstudien, wobei er Lanckmanns Bericht — auf den er sich dabei ausdrücklich bezieht — einen falschen Sinn unterlegte: „Adfirmat idem Nicolaus Langmannus Friderici Sacellanus, quem in re praesenti adfuisse credibile est, notatque Fridericum, uti ante septennium Romae eo die, quo canitur Laetare Hierusalem Imperii, ita tunc eodem die regni Hungarici coronam suscepisse“ I95). Schon Kaprinai, dem bereits dieser Widerspruch auf fiel, hat 1771 gefragt, wo denn bei Lanckmann von Krönung die Rede sei196). Ebensowenig leuchtete es ihm ein, wie sich Friedrich bereitgefunden haben könnte, einen Akt zu setzen, der so sehr gegen Recht und Herkommen verstieß. Wenn auch die echte Krone in seiner Hand war, so konnte er doch die Vorschriften über den Krönungsort und den krönenden Erzbischof nicht außer Acht lasKurz Friedrich IV. 1 223 f; Joseph Arneth Geschichte des Kaiserthumes Oesterreich (Wien 1827) 140; Franz Bernhard von Bucholtz Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten 3 (Wien 1832) 179; J. F. Schneller Die Geschichte Ungarns 2 (Dresden 1833) 10; Lichnowsky 7 18 (vgl. aber 195 f Anm. 60, wo die Krönung bezweifelt wird); M e y n e r t Geschichte 2 359 f und 4 586f (mit dem Zusatz: „wie es heißt, jedoch nicht völlig erwiesen ist“). Feßler Geschichte von Ungarn 32 (1874) 19; Josef Mayer Geschichte von Wiener Neustadt 1/2 (Wiener Neustadt 1926) 36; Ernst Frage 400 f; Hey mann George of Bohemia 207; Gertrud Gerhartl Wiener Neustadt als Residenz in Ausstellung Friedrich III. 122; Hermann Wiesflecker Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit 1 (Wien 1971) 64. i»2) Kaiser Maximilians I. Weisskunig, hg. von H. Th. Musper u. a. 1: Textband (Stuttgart 1956) 218. 194) De caesaribus atque imperatoribus Romanis, cum Wolphgangi Hun- geri annotationibus (Francofurti 1601) 410. 195) Annales rerum belli domique ab Austriacis Hab spur gicae gentis principibus a Rudolpho I. usque ad Carolum V. gestarum (Oeniponti 1592) 216. i®») „Vide! an verbum hic de coronatione?“ Hungária Diplomatica 2 328. 9*