Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 129 in Österreich angetreten habe und schließlich damit, daß er „sacram deni­que memorati regni coronam hucusque in suis manibus fideliter custodi­tam tenuerit et hodie tenet“. Sie verpflichten sich weiters, dem von ihnen erwählten König bei seinem Zug nach Ungarn mit allen ihren Kräften beizustehen 180). Das besiegelte Dokument wurde dem Kaiser von einer ungarischen Huldigungsgesandtschaft nach Wiener Neustadt gebracht. Daß er die Wahl annehmen würde, hatte er bereits zugesagt. Ob er die Sache aber ernst nahm, bzw. inwieweit er damit rechnete, sich in Ungarn je durchsetzen zu können, mag man mit Recht fragen. Den einzigen direk­ten Anhaltspunkt dazu bietet der Mailänder Gesandte Ulesis, der am 2. März aus Wiener Neustadt berichtet, am Kaiserhof warte man auf die Nachricht vom Rücktritt des Matthias 181). Man konnte leicht verleitet sein, Matthias wegen seiner Jugend zu unterschätzen. Es scheint auch, als ob man sich betreffs der Machtverhältnisse in Ungarn Illusionen hin­gab, denn am 16. März schreibt Ulesis, Friedrich sei zum ungarischen Kö­nig gewählt worden „della magior parte delli Baroni de Ungaria“ 182). Auf jeden Fall stand während der nächsten Wochen die Ungarnpolitik durchaus im Vordergrund der politischen Pläne Friedrichs. Sie war ihm — zumindest zu dieser Zeit — ein ernstes Anliegen. Vielleicht verdiente die ungarische Episode doch mehr Beachtung, als man ihr meist zubilligt. Friedrich mußte freilich bald zurückstecken, als sich in Ungarn unerwartet große Schwierigkeiten ergaben und der Papst sich gegen ihn stellte. Sein Rückzug auf den bloßen Königstitel und das Sukzessionsrecht geschah aber vor allem unter dem Druck der gefährlichen Entwicklung in Öster­reich. Immerhin konnte er einen Teil der westungarischen Herrschaften behaupten, was ein realer Gewinn war, und auf Grund des ihm zugesicher­ten und später erneuerten Erbanspruchs wurde Ungarn ja drei Genera­tionen später von den Habsburgern erworben. Beim Empfang der ungarischen Gesandtschaft herrschte jedenfalls noch Optimismus in Wiener Neustadt. Im Sinne dieser hochgespannten Hoff­nungen nahm der Kaiser die ungarische Wahl zum Anlaß für eine glanz­volle Demonstration nach außen 183). Es traf sich gut, daß der Sonntag Laetare bevorstand und daß der Salzburger Erzbischof, Siegmund von Volkersdorf, schon in Wiener Neustadt weilte, weil die Geburt eines kai­serlichen Kindes bevorstand, das er taufen sollte. Vor sieben Jahren hatte Friedrich eben am Sonntag Laetare die Kaiserkrönung empfangen. Papst Nikolaus V. hatte damals den Tag mit Bedacht bestimmt, weil auch seine eigene Krönung am Sonntag Laetare stattgefunden hatte. Da dieses Datum is«) vgl. Anm. 157. isi) Zitiert von Fraknói Corvinus 74 Anm. 2; das Original war weder aus Mailand noch aus Paris zu erhalten. 182) ASM Archivio Visconteo Sforzesco PE-Alemagna 569. iss) Ebenda Brief von 1459 März 16. Ulesis spricht von einer „multe grande dimonstratione“. Mitteilungen, Band 26 9

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