Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

124 Brigitte Haller spitzten sich ja auch erst im Laufe des Sommers und des Herbstes derar­tig zu. Noch im November 1458 sah es so aus, als ob Friedrich die Ste­phanskrone an Matthias ausliefern würde. Die Einigung kam aber dann doch nicht zustande. Möglicherweise hing das bereits mit dem Gegen­königsprojekt zusammen, doch können die Verhandlungen auch bloß an Friedrichs zu hohen Forderungen gescheitert sein. Auf alle Fälle muß sich der Kaiser um die Jahreswende 1458/59 mit der ungarischen Oppo­sition verständigt haben. Nach Bonfini bestürmten die Ungarn den Kaiser „clandestinis quotidie internuntiis“, bis er sich ihnen zur Verfügung stellte, und war es Nikolaus Ujlaky, der als treibende Kraft dahinterstand 154). Lanckmann von Falkenstein, der für diese Ereignisse recht zuverlässige Nachrichten bietet, berichtet, daß die Botschaft von seiner Erwählung zum ungarischen König Friedrich in Graz erreichte 155). Nachweislich hielt sich der Kaiser den ganzen Januar über in dieser Stadt auf und ist am 13. Februar wieder in Wiener Neustadt bezeugt156). Es kann sich damals nur um ein vorläufiges Anbot der ungarischen Königswürde gehandelt haben. Die feierliche Wahl erfolgte ja erst am 17. Februar in Güssing, doch stand es da bereits fest, daß der Kaiser die ungarische Wahl auch annehmen würde. In der Wahlurkunde erklären die Ungarn nämlich aus­drücklich, daß ihre Bitten, sich des Königreichs anzunehmen, bei Friedrich erfolgreich gewesen seien157). Er muß den Ungarn also spätestens im Januar feste Zusagen gemacht haben. Zur gleichen Zeit scheint Friedrich beim Papst angefragt zu haben, wie er sich den ungarischen Anträgen gegenüber verhalten sollte. Leider läßt sich das ebensowenig wie die Zu­sage an die Ungarn zeitlich genau fixieren, da kein diesbezügliches Schreiben des Kaisers überliefert ist. Nach den Commentarii Pius’ II. erreichte ihn die kaiserliche Botschaft in Spoleto 158 *), wo er sich vom 26. bis 29. Januar auf seiner Reise nach Mantua aufhielt. Friedrichs Anfrage erfolgte also nicht so rechtzeitig, daß er seine Entscheidung noch von der päpstlichen Antwort hätte abhängig machen können. Sie war wohl nur pro forma gestellt in der sicheren Erwartung eines Bescheids im Sinne sondern muß Friedrich auch noch unmotiviert wieder von der ungarischen Kandidatur zurücktreten lassen, um die Verhandlungen des Kaisers mit Mat­thias über die Auslieferung der Stephanskrone erklären zu können. 154) Rerum Hungaricarum Decades 525; Ujlakys führende Holle wird auch von anderen Quellen bestätigt. iss) Historia Desponsationis et Coronationis Friderici 111. et conjugis ipsius Eieonorae in P e z Scriptores 2 col. 605. 156) vgi. Birk Urkunden-Auszüge nn. 295—309; C h m e 1 Regesta nn. 3673 f; Lichnowsky7 Reg. 168. 157) HHStA AUR 1459 Februar 17. Kaprinai Hungária Diplomatica 2 249 ff n. VII; Martin Georg Kovachich Vestigia Comitiorum apud Hung áros (Budae 1790) 348 ff; C h m e 1 Regesta n. 3676; Lichnowsky7 Reg. 169. i5«) 41 f. Auch in seinem Brief an den Kaiser vom 13. April erwähnt Pius die Anfrage des Kaisers: T h e i n e r Monumenta 2 325 n. CCCCXCVIII.

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