Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 115 hauptmann112a) von Ladislaus’ Gnaden gegen den Kaiser auftratus). Man war weiter denn je von einer Übereinkunft in den alten Streitfragen entfernt, als die Ermordung Ulrichs von Cilli am 9. November 1456 Anlaß zu weiterem Besitzstreit zwischen Friedrich und dem Neffen lieferte, dem sogenannten Cillier Erbfolgestreit n4). Schon im nächsten Jahr aber, am 23. November 1457, erlag Ladislaus einer plötzlich aufgetretenen Krankheit. Es war ihm nicht mehr gelun­gen, die Stephanskrone, mit der man ihn als Kind gekrönt hatte, Kaiser Friedrich herauszulocken. Die Legitimität seiner Herrschaft in Ungarn wurde dadurch nicht beeinträchtigt, da die ungarischen Stände die seiner­zeitige Krönung, obwohl sie sie damals für ungültig erklärt hatten, still­schweigend anerkannten U5). Nichtsdestoweniger endete seine kurze Re­gierung in Ungarn mit einer Katastrophe. Hilflos schwankte der jugend­liche König zwischen den beiden Parteien der Cillier und der Hunyady, die sich in tödlichem Haß gegenüberstanden. Nach der Ermordung seines Onkels durch Ladislaus Hunyady war er gezwungen, den Hunyady Straf­freiheit zuzusichern, sobald er jedoch ihrem Einflußbereich entkommen und in Ofen den Einflüsterungen der Gegenpartei, besonders Nikolaus Ujlakys, ausgesetzt war, brach er sein Wort und ließ Ladislaus und Matthias Hunyady hinterrücks gefangen nehmen. Jetzt zeigte sich die enorme Popularität des gerade erst kurz nach dem Entsatz von Belgrad verstorbenen Türkenhelden Johann Hunyady, die sich nun auf die Söhne übertrug. Die Verurteilung und Hinrichtung des Ladislaus Hunyady rief einen solchen Sturm der Entrüstung bei der Bevölkerung hervor, daß König Ladislaus am 21. April 1457 den Anstiftern einen Schutzbrief aus­stellen mußte 116) und selbst fluchtartig in Richtung Wien abreiste, wäh­rend hinter seinem Rücken der Bürgerkrieg weiterging. * 120 112a) Franz von Kr ones Die Baumkircher. Geschichtliche Untersuchun­gen in AÖG 91 (1902) 585 und Archív mesta Bratislavy Inventár stredovekych listín, listov a inych príbuznych písomností 1 (Praha 1956) n. 3056. Seit Herbst 1458 begegnet Baumkircher in den Urkunden als Preßburger Gespan: Kro­ne s Die Baumkircher 589 und Archiv mesta Bratislavy n. 3244. U3) Vgl. die Waffenstillstandsabkommen HHStA AUR 1456 November 29 und 1457 Januar 15 (liegen unter 1452 September 1). C h m e 1 Materialien 2 120 ff nn. XCVIII, XCIX. Historische Stätten 730, Artikel Güssing, führen diese Kämpfe im falschen Zusammenhang an: „Im Kampf zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus belagerten die Parteigänger des Ks., Andreas Baumkir­cher und Ellerbach von Eberau, die Burg. In berechtigtem Mißtrauen sandte indessen Friedrich III. den Mgf. Albrecht v. Brandenburg, um beide, Feinde und angebliche Freunde, zu bezwingen.“ Diese Ereignisse gehören in das Jahr 1456, und damals standen Friedrichs spätere ungarische Wähler noch unter sei­nen Gegnern. 114) Andreas G u b o Der Cillier Erbstreit in Xenia Austriaca IV. Abt. (Wien 1893) 53 ff. us) Deér Krone 243. 116) Birk Beiträge 234 und 254 ff n. XV. 8*

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