Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
112 Brigitte Haller aufgesetzt95), in der sich Ungarn, Österreich und die Grafen von Cilli als Reichsfürsten und Bane von Slavonien zu dem gemeinsamen Ziel verbündeten, dem römischen König Ladislaus, alle diesem entfremdeten Herrschaften und die Stephanskrone zu entreißen. In puncto Stephanskrone wurde außerdem ausdrücklich festgelegt, daß, selbst wenn Ladislaus plötzlich sterben sollte, den Ungarn bei der Wiedergewinnung ihres Insigne beizustehen sei. Schließlich einigte man sich auf Preßburg als zukünftige Residenz des Ladislaus, es setzten sich in dieser Frage also die Ungarn gegenüber den Österreichern durch. Welche Schwierigkeiten es mit sich brachte, daß drei Länder Anspruch auf Ladislaus erhoben, hatte sich ja die ganze Zeit über gezeigt, und Friedrich hatte dies des öfteren als Argument benutzt, wenn er einem von ihnen die Auslieferung des Mündels verweigerte. Noch einmal wurden Briefe an Friedrich und den Papst mit den Forderungen der Österreicher und Ungarn geschickt. Den Papst und Carvajal hatten die Mailberger schon früher angerufen, doch war ihr Bote in die Hände Friedrichs gefallen96). Im übrigen rüstete man sich bereits für die unausbleibliche kriegerische Auseinandersetzung. Am 28. Juni war der neu gekrönte Kaiser zurück in seiner Residenz Wiener Neustadt97), einen Monat später hatte er die Absagebriefe der Verbündeten in Händen 98), zu deren Anführer sich inzwischen Ulrich von Cilli aufgeworfen hatte. Nach einer Aktion gegen das den Leopoldinern gehörende Schloß Orth im Marchfeld zogen die Österreicher vor Wiener Neustadt, um den Kaiser dort zu belagern. Zwei Tage später war Friedrich zu Verhandlungen99 *) bereit und ließ am 4. September Ladislaus an Ulrich von Cilli übergeben, indem er (wie es Enea Silvio später formulierte) in Anspielung auf den Apfel der Eris meinte: „... in medium Australium, Bohemo- rum et Ungarorum id pomum dabimus ...“ 10°). III Die Revolution hatte gesiegt, Friedrich war zur Herausgabe des Mündels gezwungen worden. Die Klärung aller übrigen Fragen sollte auf dem für den 11. November nach Wien einberufenen Landtag erfolgen, 95) Spätere Abschrift HHStA AUR 1452 März 5. C h m e 1 Materialien 1 374ff n. CLXXXVIII: Chmel Regesta n. 2769, Lichnowsky 6 Reg. 1630. 9#) Quirin Friedrich III. in Siena 69 f. 97) Vgl. Chmel Regesta nn. 2891 f;Lichnowsky6 Reg. 1672. 98) Am 28. Juli gibt er bereits Befehl zum Gegenangriff: vgl. Chmel Regesta n. 2911; Lichnowsky 6 Reg. 1685. 99) HHStA AUR 1452 September 1. Chmel Materialien 2 (1838) 26 f nn. XXIV, XXV; C h m e 1 Regesta n. 2932 ;I,ichnowsky6 Reg. 1697. 10°) Commentarii in libros Antonii Panormitae poetae de dictis et factis Alphonsi regis in Opera geographica et historica 2 (Francof. et Lipsiae 1707) 12.