Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 113 zu dem auch die Ungarn und Böhmen geladen wurden. Ladislaus sollte bis dahin bei Ulrich von Cilli bleiben und niemandem ausgeliefert werden. Am 13. September jedoch führte ihn der Cillier entgegen dieser Abmachung nach Wien, wo Ladislaus begeistert gefeiert wurde. Die Ungarn hatten sich an der bewaffneten Aktion gegen Friedrich nicht beteiligt101), schickten aber jetzt zur Begrüßung ihres Königs eine Gesandtschaft nach Wien, der der Erzbischof von Gran mit drei Bischöfen, Nikolaus Ujlaky, Ladislaus Gara und Ladislaus Hunyady, der Sohn des Gubernators, angehörten. Friedrich ließ sich bei ihnen entschuldigen, daß er Ladislaus den Österreichern ausgeliefert hätte, und erklärte seine Bereitschaft, wegen der Stephanskrone und der Grenzfestungen mit Ungarn zu verhandeln, wofür man seine Boten aber an Ladislaus verwies. Zum ersten Mal forderte Ladislaus nun seinerseits Krone und Festungen von Friedrich102), auch die Einladungen zu den Wiener Verhandlungen wurden schon in seinem Namen ausgesendet103). Nach dem Vertragsbruch Cillis fühlte sich Friedrich den Österreichern gegenüber zu nichts verpflichtet. Der Tag in Wien stand auch sonst unter einem schlechten Vorzeichen, da in der Stadt eine Seuche wütete. Die als Vermittler erschienenen Reichsfürsten, vor allem Albrecht von Brandenburg, gingen deswegen nach Wiener Neustadt, um dort mit dem Kaiser zu verhandeln. Immerhin kam Johann Hunyady persönlich nach Wien mit einer noch glänzenderen ungarischen Gesandtschaft als der im September erschienenen. Die Ungarn begrüßten Ladislaus nun als ihren König 104 *), und als die Wiener Verhandlungen für eine Zeit unterbrochen werden mußten, führten sie ihn nach Preßburg, um ihn dem dort tagenden Reichstag vorzustellen106). Im Februar 1453 nahm man in Wien die Verhandlungen wieder auf. Enea berichtet, wie das gegenseitige Mißtrauen der drei Ländergruppen des Ladislaus und die Rivalität zwischen Cilli und Eizinger ihren Fortgang behinderten. Der Knabe war tatsächlich zum Zankapfel geworden, denn wieder einmal ging es um die Frage, wo Ladislaus Aufenthalt nehmen sollte. Bei dieser Lage der Dinge stellte sich der Kaiser auf den Rechtsstandpunkt. Er forderte von den Österreichern Wiederherstellung der Vormundschaft, Bestrafung der Rebellen 101) In einer anonymen Zeitung aus Wien heißt es: „...Die Vngern haben zu diesem gescheffte nichts gethan.“ Franz Palacky Urkundliche Beiträge zur Geschichte Böhmens und seiner Nachbarländer im Zeitalter Georg’s von Podiebrad (FRA 2/20 [1860] 51 n. 37). 102) vgl. die Historia Austrians des Enea Silvio, der selbst einer der Gesandten des Kaisers war, bei Kollár Analecta 2 col. 399 ff. i°3) Chmel Materialien 2 96 n. XXVIII; Lichnowsky 6 Reg. 1708; Palacky Urkundliche Beiträge 53 n. 39. i»4) Hunyady macht am 29. Dezember Preßburg Mitteilung davon: Teleki Hunyadiak kora 10 345 f n. CLXXII. io«) Brandsch Beziehungen 2 61. Mitteilungen, Band 26 8