Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 109 ihrer Anwartschaft auf Bosnien als auch bei Ausdehnungsversuchen nach Kroatien Niederlagen 80), dafür konnte sich Johann Hunyady in den Vor­dergrund spielen, bis er schließlich im Juni 1446 vom ungarischen Reichs­tag zum Gubernator des Reiches bestellt wurde81). Er sollte dieses Amt bis zur Volljährigkeit des Ladislaus bekleiden, und seine vordringlichsten Aufgaben sollten es sein, den jungen König und die heilige Krone Un­garns dem römischen König zu entreißen, sowie die alten Grenzen im Westen wiederherzustellen, das heißt Friedrich seine westungarischen Besitzungen abzunehmen. Die Ungarn waren nun tatsächlich die ersten, die von Friedrich die Herausgabe des Mündels mit Waffengewalt zu erzwingen versuchten 82). Hunyady fiel im Herbst 1446 in der Steiermark und in Österreich ein und richtete großen Schaden an. Militärisch konnte Friedrich den Ungarn nicht begegnen, denn seine Aufgebote verhallten ziemlich erfolglos, trotzdem war der 1447 in Radkersburg abgeschlossene Waffenstillstand 83) nicht un­günstig für ihn. Er kostete ihn einzig und allein Raab, bestätigte ihn dafür in seinen anderen ungarischen Besitzungen und berührte die eigentliche Frage nach Ladislaus und der Stephanskrone überhaupt nicht. Ein endgül­tiger Friede kam nicht zustande. Um einen solchen bemühte sich zwar über päpstlichen Auftrag der Kardinallegat Johann Carvajal84 *), der noch öfters die undankbare Aufgabe des Vermittlers in den ungarischen Ange­legenheiten übernehmen mußte, doch Friedrich war nur am status quo interessiert und Hunyady zu sehr durch die Türken in Anspruch genom­men. Es waren nun die Gegner des Gubernators, die die Übergabe des Ladislaus betrieben. Die um Ulrich von Cilli gescharte Opposition erhoffte sich unter der Regierung des Kindes größeren Einfluß für sich selbst, als ihn Hunyadys Regiment gewährte. Viele der Magnaten schlos­sen sich an, nur Ujlaky und Ladislaus Gara standen diesmal hinter dem so) Brandsch Beziehungen 2 15 f. 81) Stephan Katona Historia critica Regum Hungáriáé ordi. XIII (Pestini 1790) 466 ff. 82) Für eine ausführliche Darstellung der folgenden Ereignisse vgl. Ernst Frage 394 ff und Brandsch Beziehungen 2 22 ff. 83) HHStA AÜR 1447 Juni 1. Kollár Analecta 2 col. 1292 ff n. CXXXVI; Chmel Materialien 1 238 f n. CII; Chmel Regesta n. 2288. Friedrich behält Ödenburg, Güns, Rechnitz, Schlaining, Bernstein, Theben, Katzenstein und Baumgarten. Ladislaus Gara, der von Friedrich schon bedingungsweise aus dem Gefängnis entlassen wurde, erhält eine Frist von weiteren zwei Jahren, nach der er oder sein Bürge sich wieder zu stellen haben. 84) Seine eigentliche Mission war der Abschluß des Konkordats gewesen, die ungarische Sache wurde ihm dann zusätzlich übertragen. Vgl. Wilhelm F r a k n ó i Cardinal Carvajals Legationen in Ungarn 1448—1461 in Ungarische Revue 10 (1890) 9ff und Lino Gómez Canedo Un Espanol al servicio de la Santa Sede. Don Juan de Carvajal, Cardenal de Sant’ Angelo, Legado en Alemania y Hungria (Madrid 1947) 111 f.

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