Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
108 Brigitte Haller ten auch andere der ehemaligen Stützpunkte Elisabeths zu seinem Einflußbereich. So hatten ihm etwa die beiden Stadthauptleute Raab für 3000 Gulden ausgeliefert74 75), das er an die Frangipani verlieh, eine kroatisch-ungarische Familie mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Cilliern7ä). Jedenfalls zogen die ungarischen Probleme Friedrich immer mehr in ihren Bann. Bei seiner Rückkehr nach Wien Ende August hatte er sich sogleich mit der Delegation des ungarischen Reichstags auseinanderzusetzen, die ihn hier erwartete 76). Daneben liefen wohl die Beratungen in der Kirchenfrage, aber anderes mußte vernachlässigt werden77). Bei den Betroffenen rief das begreifliche Mißstimmung hervor. Bechtenhenne, der in den Angelegenheiten seiner Stadt bis jetzt nichts erreicht hatte, schrieb nach Frankfurt, es klagten die Leute über den König ,,daz er alles langsam ußrichte und nichtes fertige“ 78). Schnell war im öffentlichen Bewußtsein aus dem siegreichen Feldherrn wieder der verachtete Herrscher geworden, dessen hinhaltende Politik ein Ärgernis war. Selbst die Verhandlungen mit den Ungarn kamen ins Stocken, doch wird hier die Nachwelt Friedrich zubilligen müssen, daß er geschickt taktierte. Mit dem Thronerben und der Stephanskrone waren die Trümpfe in seiner Hand, so daß er bei einem Arrangement nur verlieren konnte. Er hielt grundsätzlich daran fest, daß Ladislaus rechtmäßig gekrönt sei und sich eine zweite Krönung deshalb erübrige. Ende September kam mit einem ehrenvollen Geleitbrief Friedrichs79) versehen der Woiwode Nikolaus Ujlaky persönlich nach Wien. Neben seinem Rivalen Johann Hunyady war er zur Zeit der mächtigste Mann in Ungarn, was er durch entsprechende Prunkentfaltung dokumentierte. Ein Vertragsabschluß kam trotzdem nicht zustande, ebensowenig wie bei späteren Besprechungen. Inzwischen ergab sich aber eine Verschiebung des innerungarischen Kräfteverhältnisses. Die Cillier, mit denen sich Ujlaky verbündet hatte, erlitten sowohl in 74) Ernst Frage 390 f. 75) Brandsch Beziehungen 2 17. Ulrich von Cillis Mutter war eine Frangipani. Im Sommer 1440 waren die Frangipani in den Frieden zwischen Friedrich und den Cilliern eingeschlossen worden: vgl. Anm. 30. 76) Brandsch Beziehungen 2 7ff. Friedrichs Bescheid an die Ungarn vom 13. Oktober in lateinischer Fassung bei Teleki Hunyadiak kora 10 173 ff n. LXXVII und in deutscher Fassung bei Gerhard Winner Eine Sammelhandschrift aus dem Kreise Friedrichs III. und des jungen Maximilian (Hs. 121 der Diözesanbibiliothek St. Pölten) in MÖStA 22 (1969) 36 ff. Friedrich bietet hier einen Kompromiß an: Er will Ladislaus und die Krone zu einer neuerlichen Krönung zur Verfügung stellen, verbietet aber, um seinen Standpunkt zu wahren, die nochmalige Salbung; das Mündel und die Krone müssen ihm daraufhin wieder übergeben werden, unter Umständen will er aber Ladislaus in Preßburg erziehen lassen. ”) RTA 17/2, 2 627 f. 78) Janssen Reichscorrespondenz 88 n. 125. 79) Chmel Regesta n. 1960 und Anhang LXXVf n. 58; Lichnowsky 6 Reg. 1067.