Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
104 Brigitte Haller krone nach Österreich bringen lassen60). Sie bereute bereits, den Sohn Friedrich anvertraut zu haben, weil sich zeigte, daß ihre Sache damit an Popularität eingebüßt hatte * 50 51 52 53), und es schwer war, die Rechte eines im „Ausland“ befindlichen Prätendenten zu verteidigen. Obwohl sie es selbst gewesen war, die den Sohn zu Friedrich nach dem damals zur Steiermark gehörenden Wiener Neustadt gebracht hatte, beteuerte sie vor den Ständen, „wie auch ir gedankch, noch will nye darczu wer komén vnd geual- len, das ir Sun vnd die heilig Krön an die Steirmarch solten gefürt werden, ..62). Mag es bei den Ungarn und Böhmen immerhin verständlich erscheinen, wenn sie nach trüben Erfahrungen mit landfremden Regenten den künftigen König im eigenen Land zum Magyaren bzw. Böhmen erziehen wollten, so verwundern die auch von österreichischer Seite oftmals wiederholten Klagen, Friedrich hätte sein Mündel in grausamer Weise dem Vaterland entfremdet. Die Erbteilungen und Rivalitäten zwischen den habsburgischen Linien hatten einen kleinräumigen Patriotismus gedeihen lassen, an den Elisabeth appelliert und dem auch Thomas Eben- dorfer Ausdruck verleiht, wenn er Friedrich vorwirft, er habe Ladislaus in der Steiermark gehalten, so daß er „neque Viennam, prout ardenter sitivit, meruit invisere“63). Aus Preßburg wiederholte Elisabeth am 6. Oktober 1441 nochmals eindringlich ihre Forderungen in einem Brief an Friedrich. Wenigstens während des Vormunds Krönungszug wollte sie ihre Kinder bei sich haben. Auch verlangte es die politische Lage, daß sich Sohn und Krone auf ungarischem Territorium befänden 54). Dann versuchte Elisabeth, ihren böhmischen Parteigänger Ulrich von Rosenberg als Vermittler einzuschalten, damit man ihr die „kinder vnd dy Cron ... widergeb“ 55 56). Sie wendete sich an Herzog Albrecht III. von Bayern, die Stadt Wien, und schließlich verstand sie sich sogar zu einem Ausgleich mit Wladislaw 5,i). Selbst der Polenkönig war ihr jetzt recht als Bundesgenosse gegen Friedrich. Doch als Elisabeth im Dezember 1442 plötzlich starb, befanden sich Ladislaus und die Stephanskrone noch immer bei Friedrich. Bestandes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1 (Wien 1949) 541 und dsbe AEIOV. Die „Devise“ Kaiser Friedrichs III. und sein Notizbuch in Aufsätze und Vorträge 2 (Wien 1971) 199 f. 50) Kollár Analecta 2 col. 915—927, wo sich die Landtagsverhandlungen finden samt Elisabeths Vorbringen und Friedrichs Antwort darauf, er werde stets die Verschreibungen einhalten „vnd anders nicht“. 51) Vgl. Brandsch Beziehungen 1 31. Besonders in Ungarn hatte die Entfernung des Ladislaus Empörung ausgelöst. 52) Kollár Analecta 2 col. 926. 53) Chronica Austriae 413. 54) HHStA AUR 1441 Oktober 6. Kollár Analecta 2 col. 988 ff n. XLVII; C h m e 1 Regesta n. 386; Lichnowsky 6 Reg. 272; Zimmermann Reg. 61. 55) Brief von 1442 April 13 zitiert bei Birk Beiträge 219; Lichnowsky 6 Reg. 323. 56) Brandsch Beziehungen 1 40 ff.