Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 105 Dieser wurde aber auch von anderer Seite bestürmt. Unmittelbar nachdem Elisabeth ihren Sohn an Friedrich übergeben hatte, fand sich in Wiener Neustadt eine Delegation des böhmischen Landtags ein, die nichts weniger als die Auslieferung des Ladislaus forderte, den sie in Prag krönen und dann bis zur Volljährigkeit dort erziehen wollte57). Ähnliche Gesandtschaften kehrten regelmäßig wieder, zogen aber ebenso regelmäßig mit abschlägigen Bescheiden ab 58). Die österreichischen Stände forderten auf dem Korneuburger Landtag Januar 1447 die Überführung des Ladislaus nach Wien, was, obwohl dies ausdrücklich nichts an den Rechten Friedrichs ändern sollte, von diesem mit der schon stereotypen Antwort abgelehnt wurde, er halte sich genau an die seinerzeitigen Vormundschaftsabmachungen 59). In Ungarn war die Situation zunächst insofern eine andere, als es hier einen Gegenkönig gab, Wladislaw von Polen. Man hatte ihn, da die Stephanskrone ja nicht zur Verfügung stand, behelfsmäßig mit der Krone von der Kopfreliquie des heiligen Stephan gekrönt, der vermittels Urkunde die Kraft der rechtmäßigen Krone übertragen worden war. Friedrichs Aufgabe als Vormund des Ladislaus und Hüter der echten Stephanskrone wäre es gewesen, den Kampf mit dem Gegenkönig aufzunehmen. Das tat er wohl nicht direkt, betrieb aber immerhin aktiv Ungarnpolitik. Der Bürgerkrieg in Ungarn und die damit verbundene Unruhe im Lande brachten Grenzbelästigungen für Österreich und die Steiermark mit sich, außerdem kam es zu ständigen ungarischen Übergriffen auf Ödenburg. Gegen die Verpfändung dieser Stadt an Friedrich war von den Ungarn sofort protestiert worden60). Die ungarische Verfassung verbot nämlich die Veräußerung von Reichsgut an Ausländer, doch konnte man von der anderen Seite argumentieren, daß die Habsburger mit der Wahl Albrechts II. zum ungarischen König das Indigenat in Ungarn erworben hätten 61). In diesem Fall war Friedrich nicht gewillt, Provokationen einfach hinzunehmen. Als erstes setzte er den Ban Ladislaus Gara — noch dazu einen Vetter der Königinwitwe Elisabeth und eine ihrer Hauptstützen — kurzerhand gefangen, nachdem dessen Leute erneut in das Marchfeld eingedrungen waren, während Gara mit freiem Geleit zu Verhandlungen nach Neustadt gekommen war62). Von päpstlicher Seite war 57) RTA 15 525. 68) Über die Gesandtschaft Herbst 1447 vgl. Kollár Analecta 2 col. 1319 ff n. CXXXVIII; Brandsch Beziehungen 2 33 f; Gutkas Mailberger Bund 61, 63. 58) Kollár Analecta 2 col. 1307 ff n. CXXXVIII. Vgl. Gutkas Mailberger Bund 60 f. 60) Brandsch Beziehungen 1 31 f. 1445 versuchte man dann durch Reichstagsbeschluß, sämtliche Besitzveränderungen seit dem Tod König Albrechts für ungültig zu erklären. Vgl. Brandsch Beziehungen 2 4 Anm. 3. 61) Ernst Frage 388 ff, wo das rechtliche Problem eingehend erörtert wird. 62) Brandsch Beziehungen 1 33.