Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 101 Darlehen von 5000 ungarischen Gulden gewährte. Nachdem nun die Vormundschaftsfrage in dieser Weise geregelt war, konnte Ladislaus nicht länger bei Albrecht VI. bleiben, sondern mußte dem neuen Vormund übergeben werden. Die Hainburger Dokumente enthalten jedoch keine diesbezüglichen Bestimmungen. Die Übergabe erfolgte auch, wie wir wissen, noch nicht in Hainburg, sondern später. Im November 1440 kam es schließlich zu der Szene, die das Effigierum Caesarum opus in freier Darstellung wiedergibt. Königin Elisabeth begab sich an den Hof zu Wiener Neustadt, um Friedrich ihren Sohn und die Stephanskrone zu übergeben: Nicht schon im August, sondern erst jetzt kam Friedrich also in den Besitz der Stephanskrone, und seine Rolle war zunächst nur die des Treuhänders für das Mündel, nicht die des Pfandinhabers. Trotz der knappen zeitgenössischen Berichte kann hierüber kein Zweifel bestehen. In der Historia Austrians des Enea Silvio heißt es, Elisabeth hätte auf die Nachricht vom Vordringen des Wladislaw ihren Sohn samt der Krone an Friedrich geschickt 31), und ähnlich in den Commentarii: „... puerum cum corona, quam sanctam dicunt, Federico patrueli ... alendum conservandumque mittit“ 32). Thomas Ebendorfer kommt in der Cronica Austrie zweimal auf das Ereignis zu sprechen, wobei er immerhin Elisabeths persönliche Anwesenheit in Wiener Neustadt bezeugt: „[Fridericus] et prefati regis Ladislai per eius matrem una cum corona suscepit tutelam, postquam iam triennii sue etatis tempus attigerat in Civitate nova“ 33) und „[Elizabeth] se cum certis fidis ad Novam civitatem una cum filio et regni dyademate contulit, ipsum quoque pariter et regem Hungarie cum corona sue prefati regi pro custodia commendavit“ 34). Dazu kommen zwei etwas spätere deutsche Chronikberichte, Jakob Unrests Ungarische Chronik, in der es von Elisabeth heißt: „Vnd nam ir kindt kunig Lasla vnd die heilig krön vnd kham damit zu dem Römischen künig Fridreichen, dem emphalch sy ir kindt [vnd] krön“ 35), sowie der Nachsatz der CillierChronik zu Ladislaus Postumus „und wardt darnach seinen Vettern ... Friederich von Oesterreich ... mit sampt der ungrischen cron eingeantwordt“ 36). Auch der Krakauer Domherr Jan Dlugosz stellt die Vorgänge in diesem Sinn dar: „Friderico ... parvulum natum suum Ladislaum et coronam Regni Hungáriáé ... commendat ... Consentit Fridericus ... et tam puerulum quam coronam in suam accipit tutelam et potestatem“37). Bonfinis Formulierung wurde bereits angeführt38). Ähnlich heißt es bei dem noch späteren Dubravius: „Sublata clam corona regia ... eamque una cum infante ad Fridericum infantis patruum ... asservandam custodiendamque misit“ 39 *). 3S) Kollár Analecta 2 coi. 113. 32) Commentarii rerum memorabilium (Romae 1584) 598. 33) Hg. von Alphons Lhotsky in MGH SS rer. Germ. n. s. 13 (1967) 386 f. 34) Ebenda 412. 35) ÖNB CVP 8007 fol. 63. 36) Franz von K r o n e s Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilii (Graz 1883) Teil 2 94. 37) Historiae Polonicae Libri XII 4 (Cracoviae 1877) 646. 38) Vgl. oben S. 99. 39) Johannes Dubravius Historiae Bohemicae Commentarii in Rerum Bohemicarum antiqui scriptores, hg. v. Marquard F r e h e r (Hanoviae 1602) 231.