Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

Friedrich III. und die Stephanskrone 99 druck mit kleiner Auflage veröffentlicht und nie nachgedruckt — zu den ausge­sprochenen Raritäten gehört21) und, obwohl die Originale erhalten sind, für den Text der Urkunden meist auf Kollár zurückgegriffen wird. Dieser eben hat dem Urkundentext die irreführenden Überschriften vorangesetzt, wobei Elisa­beths Urkunde angekündigt wird als „Literae Elizabethae Reginae, quibus sacram Hungáriáé coronam Friderico Imp. pro florenis monetae Hungaricae MMD in spatium duorum annorum pignori relinquit“22). Birk erwähnt nicht, daß auch Kaprinai in seiner Hungária Diplomatica behauptet, die Krone wäre von Elisabeth „pro quadam aeris summa“ an Friedrich verpfändet worden 23). Da Kaprinai, der seine Quellen genau anzugeben pflegt, nirgends auf Kollár verweist, könnte ihm unabhängig derselbe Irrtum unterlaufen sein. Er bezieht sich einzig auf eine Bonfini-Stelle, die aber nicht Anlaß zu diesem Mißver­ständnis gegeben haben kann. Dort heißt es nämlich klar und eindeutig von Elisabeth „hujus [sc. Friderici] fidei filium et coronam commisit“24). Es han­delt sich also um die Übergabe der Krone an den Vormund zu treuen Händen, von der noch die Rede sein wird. Ob wir nun Kollár als alleinigen Urheber der Kronenverwechslung ansehen oder bei Kaprinai eine zweite Quelle finden, so steht fest, daß die Version von der Verpfändung der Stephanskrone bis Birk unangefochten galt25), obwohl, wie Birk bemerkt, es auch außer den Eizin- ger Urkunden genügend andere Quellenstellen gibt, die bei den Historikern hätten Zweifel aufkommen lassen sollen. Birk selbst scheint zunächst die tradi­tionelle Lesart übernommen zu haben, wie sein Regest der Verpfändungsurkun­de beweist, in dem der Terminus „Reichskrone“ zu finden ist26 * 28). Gegen eine Verpfändung der Stephanskrone an Friedrich zu diesem Zeitpunkt spricht auch jede innere Wahrscheinlichkeit. Es handelte sich Oberschall Die Sankt Stephans-Krone und die Insignien des Königreiches Ungarn (Die Kronen des Hauses Österreich 3, Wien 1961) 9 f. Vgl. auch August Ernst Zur Frage der von Ungarn an Österreich verpfändeten Herrschaften in Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 5 (1957) 389; Gut kas Mailberger Bund 56; Mol lay Denkwürdigkeiten 89. Für ältere Belege der Verpfändungsversion vgl. u. a. Franz von K r o n e s Die österreichischen, böh­mischen und ungarischen Länder im letzten Jahrhundert vor ihrer dauernden Vereinigung (Wien 1864) 15 f, 91; Alexander Georg Supan Die vier letzten Lebensjahre des Grafen Ulrich II. von Cilli (Wien 1868) 7; Arnold Ipolyi A magyar szent korona és a koronázási jelvények története és műleírása (Bu­dapest 1886) 52; Vilmos Fraknói Mátyás király örökbefogadása Frigyes császár által in Budapesti Szemle 141 (1910) 1. 21) Von einigen Autoren war Birks Darstellung doch übernommen worden. Vgl. Teleki Hunyadiak kora 1 (1852) 195 f; Ignaz Aurelius Feßler Ge­schichte von Ungarn, 2. Aufl. bearb. v. Emst Klein, 2 (Leipzig 1869) 462, wo Klein gerade in diesem Punkt die 1. Aufl. berichtigt; Brandsch Bezie­hungen 1 29; Alfons Huber Geschichte Österreichs 3 (Gotha 1888) 23. Birks Argumentation ist jetzt bei Deér Krone 239 ff nachzulesen, wo sie ausführlich resümiert wird. 22) Kollár Analecta 2 col. 842. Vgl. Anm. 18. 23) Stephan Kaprinai Hungária Diplomatica 2 (Vindobonae 1771) 218. 24) Antonii Bonfinii Rerum Hungaricarum Decades (Lipsiae 1771) 427 f. 25) Vgl. Kurz Friedrich IV. 1 22; Lichnowsky 6 19 und 7 (1843) 20; Hermann M e y n e r t Geschichte Österreich’s 2 (Pest 1844) 334 und 4 (1845) 473; Endlicher Denkwürdigkeiten 97. 28) Lichnowsky6 Reg. 104, ebenso C h m e 1 Regesta n. 92. 7*

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