Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

98 Brigitte Haller Witwe Anna von Forchtenstein einen Schadlosbrief ausgestellt hatte 14). Die Stephanskrone verblieb bei der Königin, die seit dem 11. Juni in Preßburg bezeugt ist15), von wo sie nochmals vergebens versuchte, den Widerstand gegen Wladislaw zu organisieren 16). In dieser Situation kam es schließlich zu der Annäherung an Friedrich, wobei Albrechts II. ehemaliger Kanzler Kaspar Schlick Vermittlerdienste leistete17). Der König begab sich persönlich nach Hainburg, um die Verhandlungen mit Elisabeth in Preßburg aus nächster Nähe zu führen. Die zwei ersten aus einer Reihe von Urkunden, die Geschäfte zwischen Elisabeth und Friedrich bezeugen, tragen das Datum des 3. August18). Es geht um die Verpfändung einer Krone, die in Elisabeths Urkunde „vnser kunigliche krön" und in Friedrichs Gegenurkunde nur „ain gui­deine coron“ genannt wird. In Friedrichs Urkunde wird überdies die An­zahl der Edelsteine und das Gewicht der Krone angegeben. Birk hat auf Grund dieser Angaben eindeutig nachgewiesen, daß es sich um dieselbe Krone handelt, die Elisabeth im Mai an Ulrich von Eizing verpfändet hat­te, jedoch im Juni rückerstattet erhielt, also ihre eigene Krone, die sie bei ihrer Krönung zur ungarischen Königin am 1. Januar 1438 getragen hat­te 19). Er dachte, damit die seit Kollárs Edition der beiden Urkunden in dessen Analecta allgemein eingebürgerte Ansicht, Elisabeth hätte damals die Stephanskrone an Friedrich verpfändet, endgültig widerlegt und aus der historischen Fachliteratur verbannt zu haben. Trotz seiner zwingenden Beweisführung schleppt sich das Mißverständnis weiter und ist auch in der allerneuesten Fachliteratur immer wieder zu fin­den 20), wohl vor allem deshalb, weil Birks Arbeit — seinerzeit in einem Privat­14) HHStA AUR 1440 Juni 30. Chmel Materialien 1 Reg. 289; Lich- nowsky 6 Reg. 95. Vgl. Mollay Denkwürdigkeiten 64 Anm. 160, womit Brandsch Beziehungen 1 30, der annimmt, Ladislaus sei in Ödenburg ge­blieben, überholt ist. is) Brandsch Beziehungen 1 26. 16) Birk Beiträge 221 f und 243 f n. VIII. Elisabeths ungarische Anhänger gingen damals einer nach dem anderen zu Wladislaw über: Ladislaus Gara über­gab ihm die Plintenburg und Ujlaky sowie Paul Bánfy erklärten sich für ihn. Vgl. M o 11 a y Denkwürdigkeiten 61 f Anm. 131, 138, 145. 17) Otto Hufnagel Caspar Schlick als Kanzler Friedrichs III. in MIÖG Erg. 8 (1911) 274 ff. 18) HHStA Familienurkunden n. 562. Kollár Analecta 2 col. 842 f n. IV; Lichnowsky 6 Reg. 105; Zimmermann Reg. 59. — HHStA Familien­urkunden n. 563. Kollár Analecta 2 col. 843 ff n. V; Chmel Regesta n. 92; Lichnowsky 6 Reg. 104; Zimmermann Reg. 60. 19) Birk Beiträge 214 ff. Die die Verpfändung an Eizinger betreffenden Urkunden aus dem Eizinger Archiv in Asparn an der Zaya wurden von Birk erstmals herangezogen und sind ein wichtiges Glied seiner Beweiskette. Vgl. Anm. 13. 2°) Vor allem in den Spezialuntersuchungen zur Stephanskrone: Patrick J. Kelleher The Holy Crown of Hungary (Papers and Monographs of the American Academy in Rome 13, Rome 1951) 5, 98; Magda von Bárány-

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