Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 97 diese Aufgabe zu übernehmen, herauslesen. Dies klingt jedoch unwahrscheinlich, wenn man Friedrichs scharfen Protest an seinen Bruder 10 11) und das an ihm stets zu beobachtende Festhalten an allen Prärogativen dagegenhält. Freilich hatte Friedrich nichts unternommen, um der in Ungarn hart bedrängten Königin und dem Neugeborenen beizustehen — so wird die Briefstelle auch zu verstehen sein. Um diese Zeit empfing er in Wiener Neustadt die Gesandten der Kurfürsten, die ihn am 2. Februar als Nachfolger Albrechts II. zum deutschen König gewählt hatten. Am 6. April ließ er feierlich seine Annahme der Königswahl verkünden und war nun mit völlig anderen und zu diesem Zeitpunkt besonders heiklen Problemen konfrontiert u). Zunächst mußte er aber selbst diese Aufgaben zurückstellen und also auch die im Reich in ihn gesetzten Erwartungen sogleich enttäuschen 12), weil die Verweserschaft in Österreich noch drängendere Probleme aufwarf. Hier ging es vor allem darum, die durch die Kriege Albrechts II. zerrütteten Finanzen der albertinischen Länder zu ordnen und durch Abfertigung der plündernden Söldner Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Weiters mußte er einen modus vivendi mit dem Bruder finden, der immer energischer seinen Anteil an den Regierungsgeschäften und Einnahmen forderte. Für Albrecht VI. bedeutete Elisabeths Angebot die willkommene Gelegenheit, zu der ersehnten politischen Verantwortung zu kommen, doch konnte er, da er Friedrich und die österreichischen Stände gegen sich hatte, der Königin und ihrem Sohn keineswegs die notwendige Hilfestellung geben. Elisabeths Lage wurde immer verzweifelter, vor allem fehlte es ihr an Geld. Am 8. Mai hatte sie ihre Krone mit weiteren persönlichen Kleinodien um 2500 Goldgulden an Ulrich von Eizing verpfänden müssen, wobei sie ihren Boten bereits aus dem Pfanderlös entlohnen ließ 13). Dazu kam die Verlegenheit um einen sicheren Aufenthaltsort für ihren Sohn, da Raab, in dem sie aus Stuhlweißenburg kommend vom 27. Mai bis etwa 10. Juni Quartier bezogen hatten, auch schon gefährdet schien. So wurde Ladislaus unter der Obhut der Helene Kottanner mit einigen Getreuen nach dem damals Ulrich von Cilli Untertanen Ödenburg gesendet. Am 3. Juli ließ ihn Albrecht von dort nach Burg Forchtenstein holen, nachdem Elisabeth ihm und der 10) Birk Beiträge 239 n. IV. Friedrich untersagte auch den Ständen die Annahme der Briefe Elisabeths, die die Vormundschaftsverleihung an Albrecht mitteilten: ebenda 213 f. 11) Vgl. Alphons Lhotsky Kaiser Friedrich III. Sein Leben und seine Persönlichkeit in Ausstellung Friedrich III. 24 f. 12) Deutsche Reichstagsakten. Ältere Reihe (= RTA) 15, hg. v. H. H e r r e (Gotha 1914) 264 ff. io) Birk Beiträge 214f und 242 n. VII; Urkunden und Regesten aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, hg. v. Heinrich Zimmermann in Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 1 (1883) n. 58. Vgl. Deér Krone 240. Mitteilungen, Band 26 7