Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

POSCH, Fritz: Das Archivwesen der Länder und die Entstehung der österreichischen Landesarchive

62 Fritz Posch Ländern noch die Ablagen der landesfürstlichen bzw. staatlichen Verwal­tung. Hier sei nur ganz kurz vermerkt, daß dieses staatliche Archivgut dort, wo es Statthaltereien gab, in Statthaltereiarchiven organisiert wur­de. Auch hier reichen die Anfänge der Archive meist bis in das 16. Jahr­hundert zurück. Das niederösterreichische Statthaltereiarchiv wurde 1893 wissenschaftlich organisiert44 45). Viel älter ist das 1849 errichtete Statthal­tereiarchiv für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck, das ab 1898 zu einem Staatsarchiv ausgestaltet wurde. Die Vorläufer dieses Archivs reichen bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (als Archiv der Tiroler Landesfürsten) bzw. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts (als Archiv der Landesfürsten der ober­österreichischen Ländergruppe) zurück «). Das staatliche Archivgut der seit dem 16. Jahrhundert bestehenden inner­österreichischen Verwaltungsbehörden in Graz war die längste Zeit wissen­schaftlich nicht betreut, doch nahm Zahn viel staatliches Archivgut in sein Landesarchiv auf. Erst 1905 kam es zur Errichtung des Statthalterei­archivs in Graz46). Das staatliche Archiv Salzburgs (seit 1945 Landes­archiv genannt) enthält als Hauptbestand die Registratur der Zentralstellen des ehemaligen Erzstiftes Salzburg und wurde seit 1896 als Landesregierungs­archiv bezeichnet 47). In den Ländern, in denen keine staatlichen Archive entstanden, wurde das staatliche Archivgut später von den Landesarchiven betreut oder übernommen. II Das Erwachen eines geschichtlichen Bewußtseins in den Ländern und in dessen Gefolge die nahezu hektische Sammeltätigkeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Musealarchiven und historischen Ver­einen waren gewiß von größter Bedeutung, doch fehlten vielfach die wissenschaftlichen Voraussetzungen. Daher wurde meist wohl viel ge­sammelt, aber wenig geordnet und fachgemäß verarbeitet. Auch wo man zu größeren Quellenpublikationen schritt, entbehren diese durchwegs der wissenschaftlichen Basis. Das erste österreichische Land, das sein Archivwesen auf wissenschaft­licher Basis aufzubauen versuchte, war Mähren, wenn auch hier die An­44) Die Einrichtung eines Archivs bei der k. k. Statthalterei in Niederöster­reich (Wien 1894); Josef Kraft Das Archiv für Niederösterreich in Das Bundes­land Niederösterreich 1920—1930 (Wien 1930) 454 ff; weitere Literatur im Handbuch der Österreichischen Wissenschaft 5 (1964) 172. 45) Otto Stolz Geschichte und Bestände des staatlichen Archives (handes- regierungsarchives) zu Innsbruck (Wien 1938) und die dort angeführte ältere Literatur. 46) Fritz Posch 50 Jahre Statthaltereiarchiv. Geschichte seiner Errichtung in Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 6 (1956) 21 ff (mit der älte­ren Literatur). 47) Andreas M u d r i c h Das Salzburger Archivwesen in Mitteilungen des k. k. Archivrates 2 (1916) 1 ff.

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