Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky
BLAAS, Richard: Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia
Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia 613 schrift und deren Herausgabe. Im Herbst 1833 verlegte Mazzini dann endgültig seinen Aufenthalt nach Genf, als es galt, den bekannten bewaffneten Einfall nach Savoyen vorzubereiten. Im fünften Heft der Giovine Italia hatte Mazzini in dem berühmten Artikel Della Guerra d’insurrezione conveniente all’Italia bereits in romantischer Verklärung und prophetischer Eingebung seinem Wunschtraum Ausdruck gegeben und das Bild des befreiten Italien gezeichnet49). Die Wirklichkeit sah freilich für viele seiner Anhänger und Gefolgsleute sehr viel trauriger aus: Ende April 1833 entdeckte die piemontesische Polizei die Verzweigungen des ,Jungen Italien“ im Heer. Die Regierung handelte sofort und griff mit äußerster Strenge durch. Massenverhaftungen und Erschießungen folgten, unter den Opfern war auch ein Jugendfreund Mazzinis. Die Giovine Italia hatte ihre ersten Blutzeugen 50). Die Ereignisse in Piemont, die Vorgänge in Frankfurt, die auf gedeckte Verbindung Mazzinis mit deutschen Demokraten alarmierten Metternich in höchstem Grade. Das Phänomen Mazzini beschäftigte ihn immer intensiver, weil er aus allen Berichten und aufgefangenen Korrespondenzen immer deutlicher erkennen mußte „... du mal incalculable que cet hőmmé pervers fait en Italie et qu’aujourd’hui il est activement occupé á étendre sur d’autres contrées“51). Diese Überzeugung fand ihren ausgeprägtesten Niederschlag in der Zirkulardepesche vom 23. Mai 1833, die mit einem Steckbrief zur Person Mazzinis an alle k. k. Vertretungen in Deutschland und in der Schweiz hinausging und womit sozusagen die Reichsacht über diesen „allerfähigsten und allergefährlichsten der Revo- lutions-Coryphäen“ verhängt wird. Das gravierendste Verbrechen, dessen ihn Metternich in dieser Depesche anklagt, bestand darin, „daß sich dieser Demagoge höherer Art mit dem Polen- Comité, mit dem Deutschen Sühnungsbund, ja mit einigen uns wohlbekannten Anhängern der Revolution in mehreren Staaten in rege Verbindung gesetzt hat, um die in Deutschland und Polen und in anderen Ländern vorbereiteten Aufstände mit jenen, die Mazzini in Italien organisiert hat, in genauen Einklang zu bringen“. Die Regierungen werden aufgefordert, „die genaueste Überwachung eines so hochgefährlichen Menschen“ dringend zu befehlen und „mich on assure positivement qu’il a passé ici á Marseille dans la nuit du jeudi au vendredi de la semaine derniére, deguisé en matelot, se rendant ä Toulon“. Kick bestätigt am 10. September, daß Mazzini von Aix kommend für ein bis zwei Tage in Marseille im Gasthof „Zur Stadt Genf“ sich aufgehalten habe. Vom 3. Oktober ab berichtet Kick, daß sich Mazzini nach Genf begeben habe zur Vorbereitung des Savoyerzuges. Berichte Oktober 3, November 26 und 29, Dezember 21. 4B) Mastelloni Mazzini 2, 29: „In un dato giorno, in una data ora in tutta la penisola, la campana a stormo segnerá il risorgimento di 20 milioni di abitanti dallo stretto di Sicilia fino alle Alpi“. 5“) Pieri Storia militare 137 (La repressione del 1833); vgl. E. Passa- monti Nuova luce sui processi del 1833 in Piemonte (Firenze 1930) 429. 51) StK Frankreich Weisungen 289, Weisung 1833 April 21.