Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

BLAAS, Richard: Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia

606 Richard Blaas „gefährlicher Feind der gesellschaftlichen Ordnung“ zu gelten habe. Graf Sedlnitzky begnügt sich in seinem Notenwechsel in der Regel mit den schmückenden Beiwörtern „berüchtigt“ resp. „gefährlich“. Selbstverständ­lich wird mit ähnlichen Epitheta auch der von Mazzini ins Leben gerufene Geheimbund bedacht. Der Gefährlichkeit der neuen Geheimgesellschaft war man sich in Wien anhand der einlangenden Berichte, der aufgefan­genen Korrespondenzen und der publizistischen Tätigkeit Mazzinis sehr bald bewußt geworden. Der Giovine Italia wurde em „gesteigerter Grad von Carbonerie“ zugeschrieben und ihr bescheinigt, daß sie „einen Grad der Frechheit, Thätigkeit, Ausbreitung ihrer Verzweigungen und Gefähr­lichkeit entwickle, den weder die Carbonarie noch die sonstigen bei den Unruhen in Mittelitalien vom Jahre 1831 in Bewegung gesetzten revolu­tionären Umtriebe erreicht haben“ 27). Nach dem Auftauchen der ersten Nummer der Zeitschrift Giovine Italia erging bereits am 8. August 1832 an die Länderchefs in Italien und den an Italien angrenzenden Kronländern die Weisung unter „schärfste Auf­sicht Hausierer mit Gipsfiguren und sonstigen Waren, die sich als Versteck für die revolutionären Druckschriften der Giovine Italia verwenden las­sen“, zu stellen. Gleichzeitig drängte Sedlnitzky bei der Staatskanzlei, auf diplomatischem Wege die Entfernung Mazzinis aus Marseille mit al­len Mitteln zu betreiben, „weil die Entfernung dieses Individuums ein wirksames Mittel sein würde, die Tätigkeit der gedachten geheimen Ge­sellschaft zu lähmen“ 28). Die aus Marseille, Genua, Turin und Rom einlaufenden Nachrichten gaben erste Hinweise auf Kontaktmänner und Verbindungsstellen29) 2?) Informationsbüro Polizeikorrespondenz 4 (1833), Note der PHSt an die StK 1833 November 25. — Die einzelnen oben wiedergegebenen Bezeichnungen für die Gefährlichkeit Mazzinis und seines Geheimbundes sind dem Notenwech­sel zwischen PHSt und StK sowie der diplomatischen Korrespondenz entnom­men und werden nicht einzeln ausgewiesen; sie finden sich in den zitierten Dokumenten immer wieder. 28) StK Notenwechsel PHSt an StK 52, Noten 1832 August 19 und Dezem­ber 12: „Der Mailänder Polizeidirektor hat mit Hinblick auf die verderblichen Folgen, welche die Anwesenheit dieses und der sonstigen Koryphäen der Giovine Italia zu Marseille für die Ruhe Italiens äußert, wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Entfernung nicht nur des Mazzini, sondern auch der übrigen bedeutenden Sekte aus Marseille und womöglich aus Frankreich zu bewirken“. Der Antrag auf Entfernung Mazzinis aus Marseille bildet eines der Zentralthemen des Notenwechsels 1832/33 zwischen PHSt und StK. 2f) StK Notenwechsel mit PHSt 17, Note 1832 November 23: „...daß die rö­mische Regierung eine geheime revolutionäre Verbindung entdeckt und wichtige Korrespondenzen aufgefangen ...“ (Mitteilung der Berichte aus Rom 365 B und 366 A). Die Staatskanzlei teilt ihrerseits ihre Kenntnisse über die Giovine Italia mit. In weiteren Noten werden die Korrespondenten der Giovine Italia in den römischen Städten und in der Toscana genannt; in Mailand wurde Albero Rosales, recte Vitale, beim Handelsmann Grassi namhaft gemacht. In der Note der StK an die PHSt 1833 Oktober 2 (Informationsbüro Polizeikorrespondenz

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