Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

WIESFLECKER, Hermann: Das älteste russische Originaldokument in Österreich?

Das älteste russische Originaldokument in Österreich? 143 tion der „Denkmäler der diplomatischen Beziehungen des alten Rußland mit den auswärtigen Mächten“, die Herr Dr. Johann Gröblacher zusam­men mit Herrn Dr. Erich Prune und Frau Dr. Jasna Tomic für die Maximilian-Regesten (Regesta Imperii XIV) besorgte, gaben mir die Möglichkeit, dieses Stück in seinen historischen Zusammenhang einzuord­nen, was allein auf Grund des sonst ausgezeichneten Werkes von Übers- berger * 1 * * 4) nicht durchaus möglich gewesen wäre. Dieser Kredenzbrief ist im Zuge der diplomatischen Verhandlungen zwischen Kaiser Friedrich III. und König Maximilian einerseits und dem Großfürsten Ivan III. andererseits entstanden, Verhandlungen, deren erste Phase sich von 1489 bis 1493 hinzog. Die Geschichte dieser diplomatischen Beziehungen, gleichzeitig der Rahmen für unsere Urkunde, ist rasch ge­boten. Ich darf meinen eigenen Ausführungen im eben erschienenen ersten Band meiner Maximilian-Biographie 5) folgen. Unter dem Eindruck der sich seit 1485 verstärkenden Ungarngefahr und der jagellonischen Großmacht im Osten hatte Kaiser Friedrich III. versucht, auch mit der nordöstlichen Staatenwelt, die ihm von seiner massovischen Mutter Czimbarka her nicht ganz unbekannt war, Beziehun­gen aufzunehmen. Der Kaiser wollte wohl versuchen, ob sich der russische Staat östlich von Litauen und Polen unter Umständen in das europäische Staatensystem einbauen ließ. Wie er im Westen die Verbindung Öster­reichs mit der burgundischen Staaten weit eröffnete, so im Osten jene mit Rußland. Hatte Friedrich III. diese Politik der „Entdeckung Rußlands“ begonnen, die entscheidenden Schritte und Fortschritte geschahen unter seinem Sohn, König Maximilian. Als Maximilian 1489 aus Burgund in die östlichen Erbländer zurück­kehrte, gedachte er diese Politik des Vaters fortzusetzen und sich auch Ungarn gegenüber durch eine umfassende Koalition aller östlichen Mächte zu sichern, wie er dies im Westen gegenüber Frankreich mit Glück getan hatte. Jagiellonen und Corvinén sollten durch einen Kranz feind­licher Mächte umgeben und in Schranken gehalten, wenn nicht verdrängt werden. Als Bundesgenossen dachte sich Maximilian zunächst den Deut­schen Orden in Preußen und Livland, den er noch immer zum Reiche rechnete; weiters das aufstrebende Rußland, unter Umständen sogar Imperii XIV). Nach wie vor gültig ist die ausgezeichnete Darstellung von Übersberger, dagegen treten die älteren Arbeiten von Karge und Strahl schon etwas zurück. Die Dissertationen von L e i p o 1 d und Höf­1 e c h n e r, die das gesamte Material der Maximilian-Regesten verwerten konnten, bieten neue Zusammenfassungen. Die diplomatischen Beziehungen der Habsburger zur Moldau und Walachei behandelt S t o y. Über Ivan III. vgl. Fennell und zusammenfassend Schiemann 1, 311 ff, 340 ff. Eine gute Übersicht bei S t ä h 1 i n 197 ff. 4) Ü b e r s b e r g e r 1, 18 ff. 5) Wiesflecker Maximilian 1, 308 ff.

Next

/
Thumbnails
Contents