Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
HEINDL, Waltraud: Die Wiener Nuntiatur und die Bischofsernennungen und Bischofsenthebungen in Ungarn 1848–1850
422 Waltraud Heindl schub leisten. Viale-Prelä entschied sich daher, obwohl er überzeugt war, daß den beiden Bischöfen Unrecht geschehen war, für den einzigen Ausweg, der weder Staat noch Kirche kompromittierte: und das war die Verzichtserklärung der beiden Bischöfe. Damit ging man einer rechtlichen Polemik mit der österreichischen Regierung aus dem Weg und tat dem Ansehen der Kirche keinen Abbruch. Der Pronuntius redete daher dem Bischof von Neusohl, der einstweilen in das Franziskanerkloster in Wien gebracht worden war, eifrig zu, den Verzicht zu unterschreiben42), er bemühte Szcitovszky, die gleiche Sache sowohl bei Rudnyánszky als auch bei Lonovics zu betreiben43). Es verblieb ihm aber noch die sicherlich diffizile Aufgabe, dem päpstlichen Staatssekretär diese Lösung annehmbar erscheinen zu lassen. Denn Antonelli war über die Behandlung Rudnyánszkys empört und forderte die sofortige Wiedereinsetzung dieses Oberhirten44). So versuchte nun Viale-Prelä, der überzeugt war, daß dies eine unmögliche Forderung war46), den päpstlichen Staatssekretär durch kleine Zugeständnisse Wiens zu besänftigen. Er insistierte bei Schwarzenberg auf eine Erleichterung der Situation des konfinierten Rudnyánszky und erreichte schließlich, daß dieser nicht, wie früher geplant, auf die Festung Kufstein gebracht wurde46). Der päpstliche Gesandte setzte sich dafür ein, daß dem Bischof freie Bewegung im Franziskanerkonvent zugestanden werde und dieser im Falle eines Verzichts vom Staate eine Pension erhalte. Er beharrte gegenüber Schwarzenberg auf einer Veröffentlichung des in Aussicht stehenden, modifizierten Urteilspruches über Rudnyánszky47 48). Doch Viale-Preläs Bemühungen, die wohl etwas energielos gewesen sein dürften, eine Rückkehr Rudnyánszkys in dessen Diözese zu erreichen, scheiterten4S). Schließlich konnte Viale-Prelä den Kardinalstaatssekretär überzeugen, daß eine diesbezügliche Hoffnung auf Erfolg nutzlos und die Annahme einer Verzichtserklärung von seiten des Bischofs das beste wäre, zumal eine baldige Besetzung der vakanten Bistümer dringend notwendig sei49). Die Zustimmung Antonellis ließ nicht mehr lange auf sich warten. Letzten Endes meinte Antonelli, wäre eine Resignation der Bischöfe „senza dubbio il 42) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 November 2 Nr. 244. 4S) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 Dezember 6 Nr. 247, Dezember 19 Nr. 252 und Dezember 29 Nr. 259. Audi VA NdiV 347: Viale-Prelä an Szcitovzky, 1849 Oktober 19 Nr. 327. 44) VA NdiV 330: Antonelli an Viale-Prelä, 1849 Oktober 21 Portici. 45) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 November 1 Nr. 242. 4(>) Ebenda und VA NdiV 347: Viale-Prelä an Szitovszky, 1849 Oktober 19 Nr. 327. 47) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 November 2 Nr. 244. Vgl. auch VA NdiV 347: Viale-Prelä an Bach, 1850 Jänner 5 Nr. 344. 48) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 Dezember 6 Nr. 247. 4») Ebenda.