Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

HEINDL, Waltraud: Die Wiener Nuntiatur und die Bischofsernennungen und Bischofsenthebungen in Ungarn 1848–1850

Die Wienei' Nuntiatur und die Bischofsernennungen in Ungarn 1848—1850 413 phe, da die ungarische Revolution einen ausgesprochen protestantischen Charakter angenommen hätte. Den Protestanten mache Kossuth Hoffnun­gen auf die Güter der katholischen Kirche, die Katholiken mache er glauben, sie kämpften für den alten König Ferdinand. Unglücklicherweise sei der katholische Klerus, besonders der jüngere, von den aufrührerischen Ideen infiziert. Die „Treuen“ aber würden verfolgt, und der Krieg nähme den Charakter einer barbarischen Grausamkeit von Seiten der Ungarn an 2). Eine große Anzahl des ungarischen Klerus stellte sich auf die Seite der Aufständischen, Geistliche riefen das Volk zur Revolution auf, opfer­ten Geld und traten selbst in den Kampf ein. Der ungarische Episkopat versuchte auf die Bitte des ungarischen Ministerpräsidenten, Ludwig Batthyány, hin, im November 1848 zwischen Wien und Budapest zu ver­mitteln, wodurch er beim König in Ungnade fiel3). Von beiden Seiten wurden die Bischöfe mit Mißtrauen behandelt4). Horváth, Minister für Kultus der Revolutionsregierung und be­reits von Kossuth nominierter Primas von Ungarn, hatte den Aufruf zu einer Nationalsynode erlassen. Als Tagesordnungspunkte waren geplant: 1. Ausrufung der Unabhängigkeit der ungarischen Kirche, 2. Aufhebung des Zölibats, 3. Einführung der ungarischen Sprache in die Liturgie. Der konservative Pronuntius, der ausschließlich in kirchlichen Traditionen zu denken gewöhnt war, zog den Vergleich mit dem England Heinrichs VIII., das er warnend als abschreckendes Beispiel zitierte 5). — In der Diözese 2) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 Juni 22 Nr. 194. 3) Adriányi Ungarische Kirche und österreichisches Konkordat 21. 4) Der Erzabt von St. Martinsberg, Michael Rimely, schrieb dazu: „Quo­niam ab Austriacis pro Hungaris, ab Hungaris pro Austriacis habeamur.“ Zit. bei Adriányi Ungarische Kirche und österreichisches Konkordat 22. 5) VA NdiV 322: Viale-Prelä an Antonelli, 1849 August 20 Nr. 210. — An neuerer ungarischer Literatur zu den kirchlichen Fragen in dieser Zeit vgl. Erzsébet Andies Az egyházi reakció 1848—49 ben (Die kirchliche Reaktion 1848—49) (Budapest 1949); Kossuth en lutte contre les ennemis des réformes et de la revolution (Studia Historia Academiae scientiarum Hungaricae 12, Budapest 1954); A nagybirtokos aristokrácia; Andor Csizmadia A Magyar állam és az egyházak jogi kapesolatainak kialakulása és gyakorlata a Horthy- Korszakban (Entwicklung und Praxis der rechtlichen Beziehungen zwischen ungarischem Staat und Kirche im Zeitalter Horthys) (Budapest 1966) 76—82; Eckhardt A püspöki székek; Antal Meszlényi A magyar katolikus egyház és az állam 1848—49-ben (Die ungarische katholische Kirche und der Staat 1848—49) (Budapest 1928); Imre Révész Fejezetek a Bach-korszak egyházpolitikájából (Ein Kapitel zur Kirchenpolitik der Epoche Bachs (Buda­pest 1957); Gábor Salacz A magyar kulturkarc törtenéte (Geschichte des ungarischen Kulturkampfs) (Pécs 1938); Jenő Török A katolikus autonó­mia mozgalom 1848—1871 (Die katholische Autonomiebewegung von 1848—71) (Budapest 1941) 43—48. — Für freundliche Hinweise bezüglich der ungarischen Literatur bin ich Herrn Amtsdirektor A. Nemeth und Herrn Dr. Moritz Csáky zu herzlichem Dank verpflichtet.

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