Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
GASSER, Peter: Triestiner Handel vor 1790. „Corpo Mercantile“, die Anfänge der Handelsbörse und die Opposition Fiumes
Triestiner Handel vor 1790 263 Unter Mißachtung der gesetzlichen Bestimmungen, d. h. ohne vorherige Anmeldung bzw. Immatrikulierung bei dem Merkantilgerichte, präzisierte in seiner Note vom 10. Jänner 1786 das Giudizio Civico Provinciale, etabliere sich in Triest ein jeder nach Belieben unter gleichzeitiger Absendung der Erinnerungsbriefe (oblatorie) als Großhändler. Eine Reihe von Fallimenten sei die Folge solcher Zustände, da nur zu oft fremde, aus ihren Heimatländern wegen begangener Verbrechen geflüchtete Elemente auf gut Glück Handlungen eröffnen. Sehr zum Schaden des ehrlichen bodenständigen Kaufmanns würde so der gute Ruf des Platzes im Auslande gefährdet, da auch unter den fremden Händlern nicht wenige durch die Machenschaften dieser Abenteurer betrogen und geschädigt erscheinen. Desweiteren erklärte die zweite Merkantilinstanz sich nicht der Erkenntnis verschließen zu wollen, daß es auch unter den nicht „börsefähigen“ und bei dem Merkantilgericht nicht angemeldeten Großhändlern solche gäbe, die in einwandfrei korrekter Weise ihren Verpflichtungen nachkämen. Von diesen die volle Erfüllung der in der Handlungs- und Falliten- bzw. Gerichtsordnung enthaltenen Bestimmungen plötzlich zu fordern, wäre, obzwar rechtlich durchaus begründet, zumindest im gegenwärtigen Zeitpunkt eine kaum vertretbare Härte, die über die unmittelbar Betroffenen hinaus auch andere Kreise des Handelsstandes in Mitleidenschaft zöge. Abschließend wurde das Gubernium ersucht, von sich aus Vorschläge zu unterbreiten, aus denen unter möglichst geringen Opfern aller Beteiligten in gemeinsamer Beratung der Weg, den bestehenden Gesetzen die gebührende Beachtung endlich zu verschaffen, gefunden werden sollte. Das Gubernium reagierte auf diese Note der zweiten Merkantilinstanz mit der Einberufung der Börsenhauptversammlung. Diese tagte erst am 12. und 18. August 1786. Langatmig und unklar formulierte als Sprecher der Aktuar Giacomo Francesco de Gabbiati den Standpunkt der Börse 39). delle ... Sovrane Leggi siasi nella Piazza di Trieste introdotto l’abbuso, che chiunque á piacere si eriga in Mercante all’ingrosso, e cessi, stessamente d’essere tale, senza che nulla di tutto ciö consti né modi prescritti al Tribunale Cambio Mercantile. ... Che senza Tassenso dei medesimo vengano e per lo Stato e per le Piazze estere spedite delle Oblatorie in Stampa, le quali suppor dovendosi rilasciate secondo le prescrizioni delle Leggi Normali, servono ad ingannare li Negozianti forestieri, con grave detrimento del Credito di questa Piazza, e conseguentemente pari pregiudizio di quei degni Negozianti, che secondo le prescritte formalitá legittimati ed approvati, impiegano le loro fattiche alFincremento dei Commercio. Che si fatto abuso sia la principale cagione dé frequenti fallimenti in questa Piazza, giaché ogni sorte di Persone ö fuggite da esteri Paesi per commessi delitti, ö qui trasferite per migliorar condizione, senza fondi e senza esperienza, aprono Case Mercantili, che per 1’ordi- nario in poco tempo terminano, con perniciosissimi fallimenti ... pur considerando, ehe trá li moltiplici Negozianti all’ingrosso non ascritti alia Borsa, ne insinnati, ne approvati dal Tribunal Mercantile, esser vi possono delle Persone, die esigono delli riguardi, non meno ehe riflet- tendo, ehe il richiamare tutto ad un tratto alia piena sua osservanza una Legge negletta, questo violente rimedio tirar potrebbe dietro ä se delle perniciose conseguenze e far forse mancare di Credito alcuno di quelli Individui, ehe pre- sentemente si sostengono con decoro e vantaggio .. 39) Der am 12. Februar 1744 in Triest geborene Patrizier Giacomo Francesco, Nobile de Gabbiati, promovierte, nach Studien in Graz und Innsbruck, zu Padua zum Doktor der Rechte. Als Börsenaetuar, eine Stellung, die er bis zu seinem, am 1. November 1796 erfolgten, Tode bekleidete, übte er auf das