Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser 239 sie ihm bei der Schneidung der kaiserlichen Siegel behilflich gewesen wären, gebeten. Die Hoffinanz mußte diese Supplik, da ihr ein „Gnaden­geld zu bewilligen“ nicht zustehe, ablehnen und darauf verweisen, diese Bitte sei dem Kaiser zu unterbreiten 80). Diese beiden Söhne Schwaigers sind vermutlich Hans und Abraham. Sie hatten beide beim Vater das Goldschmiedehandwerk und das Siegel­schneiden erlernt und übten diesen Beruf später auch selber aus. Abraham starb schon 1592 in Prag, und Hans Schwaiger wurde der Nachfolger seines Vaters im Dienste Kaiser Rudolfs II., von dem er am 1. Dezember 1602 zum kaiserlichen Kammer-Edelsteinschneider mit monatlicher Hof­besoldung von 10 fl. in Prag ernannt wurde. Er war noch im 17. Jahrhun­dert vielbeschäftigt im Dienste der Kaiser. Auch ein dritter Sohn, Anton Schwaiger, der Steingraveur war, ist uns noch bekannt8i). Auch der am 28. Februar 1578 zum Propst von Klosterneuburg gewähl­te Kaspar Christiani, der so energisch die Gegenreformation im Stift ein­leitete, ließ nach seinem Amtsantritt für sich und das „gottshauß“ von Ulrich Schwaiger ein Typar in Silber anfertigen, das nach dem Rapular des gleichen Jahres 17 Taler zu je 70 kr. kostete 81a). V erhältnismäßig spät wurde für Kaiser Rudolf II. der Goldene Bullen- Stempel vom Reichstaxamt bestellt. Da Schwaiger wieder in der Steier­mark wohnte, mußte 1579 das Reichstaxamt eigens Michael Wolzogen, dem Postmeister zu Wien, für Botenlohn von Wien nach Leoben zu Ulrich Schwaiger mit einer Nachricht wegen der „schneidung der güldenen pullen“ 3 fl. 26 kr. bezahlen, die auch im Reichstaxbuch verrechnet wur­den. Für die Schneidung der beiden Stempel der Goldenen Bulle, die heute nicht mehr erhalten sind, bezahlte das Reichstaxamt erst 1579 die Summe von 450 fl. an Schwaiger 82). Diese Goldbulle, die in Posses gro­ßem Siegelwerk mit beiden Seiten abgebildet ist, ist die dritte für den dritten Kaiser, die Ulrich Schwaiger im Typus und in der Machart gleich denen für die Kaiser Ferdinand I. und Maximilian II. schnitt83). Schwaiger scheint überhaupt nicht nur in Bruck an der Mur, sondern so) HKA N.ö. Kammer E 117 1578 fol. 213 r v. 81) StAA Goldschmiedeakten 3: 1592 Oktober 17, Hans Schwaiger an Bürger­meister der Stadt Augsburg; Thieme-Becker 30, 351, wo Hans, Sohn des Ulrich Schwaiger, unrichtig als Hans II., angeblicher Sohn des Christoph Schwaiger, genannt wird. Jh. 10 (1889) n. 5.612; Felix Joseph Lipowsky Baierisches Künstler-Lexikon 2 (München 1810) 86 f. — Über Hans Schwaiger ist eine Arbeit in Vorbereitung. 81») Floridus R ö h r i g Das kunstgeschichtliche Material aus den Klo­sterneuhur ger Rechnungsbüchern des 16. Jahrhunderts in Jh des Stiftes Klo­sterneuburg NF 7 (1971) 200 f. Über Propst Christiani vgl. dsbe Protestantismus und Gegenreformation im Stift Klosterneuburg und seinen Pfarren ebenda NF 1 (1961) 143 ff. 82) HHStA RTB 1579, Ausgaben. 83) Posse Siegel 3, 24, Tafel 36/2 und 3.

Next

/
Thumbnails
Contents