Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser
240 Walter Pillich auch in Leoben vorübergehend seßhaft gewesen zu sein. Ein Ulrich Schwaiger, ohne Berufsangabe, hatte am 20. Februar 1579 in Leoben den Stadtrat um Überlassung des „Neidlinger“ oder sonst eines günstig gelegenen Gartens gebeten. Dem Wunsche wurde aus besonderer Gunst dann auch entsprochen 84 85). Auch 1584 hielt sich Schwaiger wieder in Bruck an der Mur auf. Dies beweist der Bericht des Stadtrichters Michel Mayr vom 27. Februar 1584 nach Graz. Er teilt darin mit, daß der Postverwalter zu Bruck auf Befehl des Erzherzogs Karl II. von den Fußboten alle aus dem Reiche hergebrachten Briefe an sich genommen hat und daß alle, bis auf 22 Schreiben, geöffnet wurden. Unter den ungeöffneten Briefen befand sich auch einer an den Siegelschneider Ulrich Schwaiger. Diese Maßnahme der Briefzensur erfolgte im Zuge der Gegenreformation, als die protestantische Bürgerschaft in den Jahren 1584 und 1585 Verfolgungen ausgesetzt war 85). Zwei einwandfrei von Ulrich Schwaiger selbst signierte Arbeiten sind in den beiden Siegelstempeln aus Silber für den Erzherzog Karl von Steiermark, den Regenten Innerösterreichs, heute noch erhalten86). Es sind dies die beiden Wappensiegel von 1585, welchen der Stempelschneider auf der Rückseite „VLRICH SCHWAIGER 15-85“ eingraviert ist. Das zweite Typar zeigt auf der Rückseite „V-S 1586“. Über die Anschaffungskosten der beiden Siegelstempel sind keine Quellen mehr vorhanden 87). Schwaiger, der 1586 „nun mehr eines zimblichen verlebten alters“ war, hatte sich deshalb in weiser Voraussicht bei Kaiser Rudolf II. 1586 um die Bestätigung seines Privileges von 1559 für sich und seine Söhne beworben. Da seine Brüder Gregor, Clement und Christoph seit ihrem letzten Privileg von 1559 „aines theils mit todt abgegangen, die anderen aber sich sollicher freyhait bißher niemals gebraucht, auch khönfftigelich zu gebrauchen nit bedacht“, so „confirmirte und ernewerte“ der Kaiser nicht nur das Privileg, sondern erweiterte dieses auch auf seine Söhne, „so goldschmied oder sigelschneider werden“. Das neue und dritte Privileg wurde von Kaiser Rudolf II. am 29. September 1587 im königlichen Schloß zu Prag erteilt, die Taxe von 8 fl. wurde Schwaiger erlassen 88). 84) Stadtarchiv Leoben im Steiermärkischen Landesarchiv Graz, Hs. 267, Ratsprotokoll von 1579 fol. 24: (1579) Februar 20. 85) Johann L o s e r t Acten und Correspondenzen zur Geschichte der Gegenreformation in Inner Österreich unter Erzherzog Karl II. (1578—1590) (FRA 11/50) 519 n. 387. 8e) HHStA AB XIV/24: Verzeichnis der Siegel- und Stempel-Sammlung n. 18% und 4. «J)Posse Siegel 3, 23, Tafel 35/1; 5, 67. 88) HHStA Reichsregister Kaiser Rudolf II. 16 fol. 126 v—129; RTB 1586, Ausgaben fol. 15 v; GFHP 9 (begl. Abschrift); StAA Goldschmiedeakten 3 (begl. Abschrift vom 4. März 1591); Jb (1892) n. 9.447.