Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

PILLICH, Walter: Der Stein- und Siegelschneider Ulrich Schwaiger im Dienste dreier Kaiser

224 Walter Pillich Nachforschungen keine Urkunden über seine Geburt und Herkunft, seine Lehrzeit, seine Heirat und zur Taufe seiner Kinder sowie über seinen Tod ermitteln konnten 4). Dafür ist Schwaigers Lebenswerk heute noch in den zahllosen Siegeln, die an den Urkunden in den Archiven hängen, sowie den Goldbullen dreier römisch-deutscher Kaiser, sogar teilweise noch mit den dazugehörigen Typaren und den Prägestempeln der Goldbullen gesichert und erhalten. Während Kaiser Karl V. in seinem weltumspan­nenden Reich auch außerdeutsche Siegelschneider beschäftigte, sind von dessen Bruder, dem späteren Kaiser Ferdinand I., nur mehr heimische Siegelschneider aus dem römisch-deutschen Reich und diese auch noch bis zu dessen Auflösung 1806 herangezogen worden. Das Jahr der Geburt Ulrich Schwaigers ist uns nicht überliefert, und man kann daher nur vermuten, daß er ungefähr im dritten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in der Steiermark geboren wurde. Dafür spricht, wie wir später hören werden, daß er 1588 erstmals in Augsburg, seinem spä­teren Domizil, sich selbst nur als Mitbürger bezeichnet, 1561 eine Verbes­serung seines alpenländischen, sprechenden Wappens mit dem Butterfaß und Blumen erhält und sich seit 1579 wiederholt in der Steiermark, in der Gegend von Leoben und Bruck an der Mur, zur Arbeit niederläßt. Sein Elternhaus könnte möglicherweise im unweit seiner späteren Auf­enthaltsorte gelegenen Judenburg bei dem um 1511 bekannten Gold­schmied Johann Schweiger gewesen sein 5). Schließlich ist auch noch sein Bruder, Clement Schwaiger, ebenfalls Goldschmied, in Graz mit seiner Familie zeitlebens ansässig und evangelischen Glaubens gewesen, was auch Schlüsse auf das Religionsbekenntnis Ulrich Schwaigers zuläßt6). Freilich sind dies alles Hypothesen, die durch nichts bewiesen werden können. Wo Ulrich Schwaiger — wenn nicht bei dem mutmaßlichen Vater in Judenburg — seine Lehrzeit verbrachte, ist ungeklärt. Nach seinem ersten erhaltenen Privileg von 1553, wird er mit seinen Brüdern als berühmt im Goldschmiedehandwerk, Siegelschneiden und Abgießen von Tieren, Ge­wächsen und dergleichen Sachen bezeichnet 7). Dies läßt wohl den Schluß 4) Die intensiven Nachforschungen im Stadtarchiv Augsburg, die Herr Archivdirektor Dr. F. Biendinger durchführte, dem ich dafür wie für Beschaf­fung von Xeroxaufnahmen zu ganz besonderem Danke verpflichtet bin, er­streckten sich auf die Steuerbücher von Augsburg, in denen eine Fülle von Schwayer und Schwaiger vorkommt, deren Ehefrauen jedoch nicht angegeben sind. Kirchenbücher stehen erst seit 1596 zur Verfügung. Hochzeitsamtsbücher gibt es seit 1563. Da Schwaiger aber nicht der Bürger- und Kaufleutestube angehörte, für die schon seit Ende des 15. Jhdts. Hochzeitsbücher vorhanden sind, läßt sich auch die Trauung Schwaigers nicht feststellen. 5) Rochus Kohlbach Steirische Bildhauer (Graz 1956) 327. 6) Georg Wolf bauer Meister-Verzeichnis der steirischen Goldschmiede in Zeitschrift des historischen Vereines für Steiermark 29 (1935) 219. 7) Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (= HHStA) Gewerbe-, Fabriks- und

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