Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

208 Josef áontar seiner Räte zu erfahren. Man beschloß, dem Schah außer der geforderten Summe noch 200.000 Scudi (zusammen 300 Saum Aspri) zu geben2,i4). So kam es, daß Bajesid und seine Söhne dem Begler-beg von Wan ausgeliefert und sogleich erdrosselt wurden. In Bursa (Brussa) wurde noch ein Kind Bajesids im Alter von vier Jahren getötet und alle Leichen in Erserum bestattet * 265). Während die christliche Welt und auch manche Türken die Tat des Perserkönigs ver­dammten, hielten sie die Perser für lobenswert, weil man dadurch mit einem Schlage sechs von den neun größten Feinden vernichtet hatte: Falls auch der Prinz Murad stürbe und sein Vater Selim keine weiteren Söhne bekäme, müßte das Osmanenreich untergehen 266). Anfang November kam der Statthalter von Kasum, der Bajesid in Gewahr­sam gehalten hatte, als Gesandter des Schah nach Konstantinopel und brachte mehrere Anliegen vor. Weil der König den Sultan von der Gefahr, die ihm von Bajesid drohte, befreit hatte, glaubte man, daß der Großherr dem Perser­könig gegen die ihn bedrohenden Turkmenen helfen werde. Der Perser bekam herrliche Geschenke, seine Ansuchen lehnte man aber mit einer Ausnahme ab. Gegen die Turkmenen könne der Sultan keine Hilfe leisten, weil sie derselben Religion angehörten wie die Türken. Daher dürfe man sie nicht zu Sklaven machen. Den Persern könne man die Durchreise für die Wallfahrt nach Mekka wegen der Glaubensunterschiede nicht gestatten, da es leicht zu Streit und Friedensbruch kommen könnte. Auch dem Vater des persischen Gesandten könne man nicht erlauben, sich in Jerusalem niederzulassen, um im Heiligen Lande sein Leben zu beschließen. Wohl aber werde der Pascha von Babylon die dort­hin geflüchteten fünf Brüder, Erben des Chan von Bidlis, ausliefern. Trotz allem fühlte sich Suleiman noch immer nicht sicher. Er hatte Furcht vor dem Prinzen Selim und wagte nicht, nach Adrianopel abzureisen 267). III Cernovic hatte von allen wichtigen Ereignissen dem kaiserlichen Gesandten Busbek Mitteilungen zukommen lassen. Und als Busbek heim­reiste, war der Agent auf Wunsch des Kaisers bereit, ebenso, obwohl unter Lebensgefahr, seinem Nachfolger, dem ersten residierenden Bot­schafter Österreichs in Konstantinopel, Albert de Wyss, zu dienen 268). Doch kam es nicht mehr dazu, weil der Bailo Barbarigo verdächtige Be­ziehungen seines Großdragomans entdeckte und es am 23. Jänner 1563 der Signorie in Venedig meldete. Dort überzeugte man sich von der Wahrheit der Angaben, indem man alle aus Konstantinopel ankommen- den Schreiben aufhielt und darunter Briefe des Cernovic für den Kaiser vom 23. Jänner, 4. und 17. Februar 1563 fand. Auch gelang es, die chiffrierten Schreiben zu lesen. Außerdem langte noch aus Innsbruck für Cernovic ein Päckchen vom 4. Februar ein, dem Briefe für Albert de Wyss, Georg Bebek und Krusic beigelegt waren. Damit war die Bericht­264) 1562 April 15, Mai 21, ebenda. 265) 1562 August 17, ebenda. 266) Alberi III/2, 201. 207) 1562 November 15: Turcica 15; H a m m e r 3, 391 f. 268) 1560 März 17: Turcica 14; 1562 Dezember 1: Turcica 16; Karl O b ér­iéi t n e r Österreichs Finanzen und Kriegswesen unter Ferdinand I. in AÖG 22 (1860) 107 Anm. 62.

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