Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

Michael Cernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 207 Weil niemand von den nach Persien geschickten Personen zurückkehrte, ver­breitete sich das Gerücht vom Tode des persischen Königs. Im Oktober befahl der Sultan, das Heer des Begler-beg von Griechenland aufzulösen; der dritte Wesir sollte hingegen mit 7000 Mann nach Aleppo rücken 2«o). Gleichzeitig ließ der Großherr mit dem Schah wegen der Auslieferung des Prinzen und seiner Söhne verhandeln. Man suchte ihn durch Geschenke dafür zu gewinnen. Jedenfalls war dem Perserkönig lieb, daß die türkische Armee abgezogen war. Wegen der Auslieferung beriet sich der Schah auf einem Reichstag mit dem Adel, wobei dieser Vorschlag zurückgewiesen wurde. Darauf kam es zu neuen Rüstungen gegen Persien 2fi|). Zu Weihnachten 1561 erschien bei Cernovic der Neffe des persischen Agenten aus Konia (Karamanien). Er übermittelte Grüße seines Onkels und überreichte ihm als Geschenk einen Rubin im Werte von 25 Dukaten. Sein Onkel und er seien Pagen des Schah gewesen, dann wurde sein Onkel Sekretär des Königs. Beide sandte man in die Türkei, um Nach­richten zu sammeln. Daher bat er um Neuigkeiten aus Konstantinopel und der Christenheit. Cernovic erzählte ihm, was die Kundschafter des Sultans aus Persien gemeldet hatten: Der Schah hege Verdacht gegen­über seinem Bruder und habe ihn in ein Kastell stecken lassen; die Söhne Bajesids habe er nach Korosán geschickt; er selbst aber sei gegen Schir- wan aufgebrochen und habe Bajesid mitgenommen, als er erfuhr, daß Suleiman einen Angriff auf Persien vorbereite. Cernovic zeigte dazu Kopien von Schreiben der Georgier und des Tatarenchans an den Sultan. Aus der christlichen Welt hatte der Perser übertrieben günstige Nachrich­ten: In der Moldau habe der Kaiser einen Aufstand gegen den Sultan angezettelt, er suche Siebenbürgen zu besetzen; die spanische Flotte habe Tunis eingenommen und sei bestrebt, alle Orte des Sultans in der Berberei zu erobern. Cernovic suchte den Perser in dieser Meinung zu bestärken und behauptete, daß der Kaiser keinen Frieden mit den Türken schließen wolle; der Perser möge veranlassen, daß sein König eine Ge­sandtschaft zum Kaiser schicke, um Freundschaft und Bundesgenossen­schaft zu schließen. Gleichzeitig solle er ihm ein bis zwei Söhne Bajesids übergeben * 262 263). Erst am 18. März 1562 kehrten die im Vorjahre vom Sultan geschickten Tschausche aus Persien zurück und erklärten: Der Schah habe ihnen nur mündlich zugesagt, er werde einen Gesandten zum Sultan abfertigen; Bajesid und seine Söhne bewahre er für den Großherrn. Weil aber der Perserkönig gleichzeitig Truppen sammelte, befahl der Sultan den Begler-begs an der persi­schen Grenze, sich bereitzuhalten und ständig Kundschafter beim Schah zu un­terhalten 203). Anfang April kam der persische Gesandte und brachte die Ant­wort des Perserkönigs, der sich bereit erklärte, gegen Bezahlung von 200 Saum Aspri (= 400.000 Scudi) den Prinzen mit seinen Söhnen auszuliefern. Darauf hielt der Großherr zu Pferde den Diwan (Reichsrat), um einzeln die Meinung 26°) 1560 September 21, Oktober 10 und 30, ebenda. 261) 1560 Oktober 30, November 14: Turcica 14; 1561 Jänner 13: Turcica 15. 262) 1552 Jänner 15: Turcica 15. 263) 15 62 März 5, ebenda.

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