Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
Michael Őernovic, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II. 203 des Großherrn ganz Siebenbürgen verwalten. Diese Äußerungen Rustem Paschas erzählte őernovic vertraulich dem Gesandten des Siebenbürgers 232). Gegen Ende des Jahres 1561 verdrängte der Despot Johann Basilikos Herakli- des den Fürsten Alexander in der Moldau, ersuchte den Sultan um die Investitur und versprach 20.000 Dukaten mehr als jährlichen Tribut zu leisten. Der Großherr erkundigte sich bei den Paschas von Ofen und Temesvár, ob der neue Fürst Anhänger Zápolyas oder des Kaisers wäre 233). Anfang Februar 1562 meldeten die beiden Statthalter, die kaiserliche Armee belagere einige Orte des Siebenbürgers, der sie um Hilfe ersucht habe 234). Bald darauf teilte Zápolya mit, daß Melchior Balassa und Niklas Báthory mit den ihnen untergebenen Plätzen Szatmar, Nagybánya u. a. auf Ferdinands Seite getreten seien und die kaiserlichen Truppen Orte des Siebenbürgers weiter angriffen. Der Sultan machte Zápolya Vorwürfe. Sein Vater, König Johann, hätte ständig Kundschafter beim Feind gehalten, holte oft „Zungen“ (= Gefangene), verhörte sie und meldete die gewonnenen Nachrichten den Sandschak-begs, diese aber der Pforte. So wußte man ständig um die Absichten der Feinde. Hätte der junge König ebenso gehandelt, würde er schon längst eingesehen haben, was die beiden Verräter vorbereiteten. Jetzt wurden die beiden Paschas beauftragt, festzustellen, ob nicht der König oder einer seiner Räte mit dem Feind im Einverständnis stehe 235). Der König blieb die Antwort nicht schuldig: Er habe erfahren, daß sich die Statthalter schlecht über ihn geäußert hätten, und obwohl er sie mehrmals um Hilfe bat, fanden sie immer eine Ausrede; auch wolle der Sultan die alten Landesgrenzen nicht festsetzen. Weil der Adel und das Volk sahen, daß man beim Großherrn nichts erreichen könne, seien die beiden Barone Anhänger Ferdinands geworden, und ihrem Beispiele würden noch andere folgen. Nur mit Hilfe des Kaisers habe sich Heraklides der Herrschaft in der Moldau bemächtigt und er sei bestrebt, auch die siebenbürgisehen Stände für Ferdinand zu gewinnen. — Der Statthalter von Ofen erklärte die Behauptungen Zápolyas für übertrieben. Nach Mitteilungen der treuesten Kundschafter zähle das kaiserliche Heer kaum 15.000 Mann und sei von geringer Tüchtigkeit. Gegen eine solche Streitmacht könnte sich Zápolya allein helfen, doch sei er nicht verläßlich 236). Als aber die Kunde kam, daß das Heer Ferdinands den Siebenbürger bei Hadad und Niklas Graf von Zrin Arslan, den Sandschak-beg von Pozega, und den Sohn des Murat-beg besiegt habe, mußten sieben Sandschak-begs eingreifen 237). Bald darauf schlug der Sandschak-beg von Fülek Johann Balassa bei Szecsény und nahm Georg Bebek und Krusic gefangen 238 *). Arslan-beg wünschte energische Maßnahmen und fragte an, ob der Sultan in diesem Jahre den Begler-beg von Griechenland mit den Sandschak-begs zur Eroberung von Sziget senden werde. Der Pascha von Ofen begann Szatmar zu belagern, zog sich aber nach Übereinkunft zwischen Franz Zay und Hamsa-beg wieder zurück. Daher behauptete Zápolya, der Pascha habe von den Belagerten eine große Geldsumme angenommen. Der Despot der Moldau hetze die Szekler zum Aufstand gegen Zápolya 289). Die beiden Statt232) 15 60 Dezember 20: Turcica 14; 1561 Jänner 13: Turcica 15. 233) Jänner 15, ebenda; Fessler-Klein 3, 582; Jorga GOR 3, 54 f; E. Benz Melanchthon und Jacobus Heraklides Despota in Kyrios. VJS für Kirchen- und Geistesgeschichte Osteuropas 4 (1939—40) 1 ff. 234) 1562 Februar 13: Turcica 15. 235) 1562 März 5, ebenda. 236) 15 62 März 25, ebenda. 237) 1562 April 15, ebenda; Fessler-Klein 3, 582 f. 238) 1562 April 28: Turcica 15. 23») 1562 Mai 21, Juni 8, ebenda.