Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
204 Josef äontar halter machten dem Sultan den Vorschlag, Munkács Zápolya zu nehmen und mit starker Besatzung zu belegen; so könnte man ganz Siebenbürgen beherrschen 240). Der Großherr begnügte sich aber mit einem Appell an den König, den Adel und das Volk von Siebenbürgen, dem Osmanenreich die Treue zu bewahren, sonst müsse er kommen und das Land samt der Bevölkerung vernichten 241). Damals waren die Verhandlungen des neuen Großwesirs Ali Pascha mit Busbek bereits im Gange. Nachdem die vorläufige Zustimmung Ferdinands zu den Friedensbedingungen eingetroffen war, kam es bald zum Einverständnis. Auch bezüglich der spanischen Gefangenen und Krusics wurde ein Übereinkommen erreicht 240 241 242). Paul Backy bemühte sich, unterstützt vom zweiten Wesir, Mohammed Soqolli (Sokolovic), zu erreichen, daß Melchior Balassa nicht in den Frieden einbezogen werde, doch wollte der Sultan nicht auf ihn hören 243). Im August 1562 wurde der Waffenstillstand vom Sultan ratifiziert, und Cernovic übersetzte die Bestimmungen aus dem Türkischen ins Italienische. Erst jetzt durfte Busbek mit dem Pfortendolmetsch Ibrahim zum Kaiser reisen, der in Frankfurt am Main weilte. In der türkischen Hauptstadt blieb als Gesandter Albert de Wyss 244). Dem Gesandten Zápolyas, der verstimmt heimkehrte, empfahl Cernovic im Vertrauen, sich mit Ferdinand zu vergleichen 245). Das Schreiben für Zápolya, das der Gesandte bekam, erwähnte weder die gewünschte Bestimmung der Grenzen Siebenbürgens noch den gefangenen Georg Bebek, den Zápolya loskaufen wollte, sondern nur den Abschluß des Friedens mit dem Kaiser. Daher erschien bald darauf ein zweiter Gesandter des Siebenbürgers, brachte den Tribut und ein neues Schreiben, in dem die Klagen gegen den Pascha von Ofen wiederholt wurden und der Fürst der Moldau als untreu bezeichnet wurde; dieser sende Boten zum Kaiser und den deutschen Fürsten und nehme auch Emigranten aus Siebenbürgen und Polen auf; daher möge der Sultan den treuen Alexander wieder als Fürsten einsetzen. Der Frieden mit dem Kaiser sei schädlich, da Szatmar und Nagybánya, woher der König von Siebenbürgen das meiste Einkommen erhielt, dem Kaiser verblieben. Ferner erzählte der Gesandte, Maximilian II. habe die Abschriften aller Schreiben, die Zápolya dem Sultan sandte, und jener, die der Sultan an den Siebenbürger schickte, so daß er über alles unterrichtet sei, was Zápolya zu Schaden gereiche. Sogleich ließ der Großwesir den Großkanzler rufen und 240) 1562 Juli 3: Turcica 16. 241) 1562 Juni 18: Turcica 15. 242) 1562 Juli 29, ebenda; Fessler-Klein 3, 583. 243) 1562 August 30: Turcica 15; über Balassa vgl. Jorga GOR 3, 50, 55. 244) 1562 August 17: Turcica 15; 1563 Jänner 23: Turcica 17; Ludwig Bittner Chronologisches Verzeichnis der österreichischen Staatsverträge 1 (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 1, Wien 1903) 23 n. 112. 243) 1562 September 4: Turcica 17.