Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)
ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung
202 Josef 2ontar der spanischen Fußtruppen in Ungarn und dessen Großvater Ferdinands Oberstkämmerer war, interessierte sich der Kaiser und bat Cernovic um Auskunft 224). Zu Beginn des Jahres 1562 erfuhr man, daß eine spanische Flotte von 65 Galeeren und etlichen Naven zum Angriff auf Tunis ausgelaufen sei 225). Bald darauf kam die Nachricht, daß Biserta eingenommen worden, Dragut verwundet und geflohen sei. Der Sultan befahl, 80 Galeeren fertigzustellen und sogleich nach Algier zu schicken, falls diese Meldung wahr sei 220). Der König von Tunis wurde auch besiegt und schloß einen Waffenstillstand. Er ersuchte den Großherrn, ihm mit der Flotte zu helfen, erhielt aber die Antwort, daß dies heuer nicht möglich sei 227). Johann Sigmund Zápolya von Siebenbürgen hielt einen ständigen Agenten in Konstantinopel für den lebhaften Verkehr mit der Pforte. Cernovic verstand es auch, sich mit diesem zu befreunden. Daher konnte er ständig die Schreiben Zápolyas an den Sultan und jene des Großherrn an den Siebenbürger einsehen und sogar Abschriften von ihnen machen. Einige Male bediente ihn auch der Sekretär Latif vom Großkanzleramte mit Kopien von Briefen. Cernovic legte mehrmals solche Abschriften seinen Berichten an den kaiserlichen Hof bei 224 225 * 227 228 229 * 231). Nach dem Tode der Königin-Mutter Isabella bedankte sich der siebenbür- gische Gesandte für das ausgedrückte Beileid und das Hilfeversprechen. Er beteuerte dem Sultan die ewige Treue seines Königs und bat, die alten Grenzen des Landes wiederherzustellen. Weil der Kaiser den Waffenstillstand nicht halten wolle und einige Ortschaften eingenommen habe, möge der Großherr den Paschas in Ofen und Temesvár auftragen, dem König zu helfen. Der Sultan entsprach teilweise dem Wunsche Zápolyas, verbot aber den türkischen Soldaten Verstöße gegen den Frieden 229). jm Herbst des Jahres 1560 erklärte Zápolya, er habe den Kaiser fragen lassen, ob er zu Siebenbürgen in einem Friedensverhältnis stehe, wie ihm der Großherr mitgeteilt habe, und ob er bereit sei, den während der Friedenszeit von kaiserlichen Soldaten zugefügten Schaden gutzumachen; Ferdinand aber habe geantwortet, er werde bis Weihnachten den Frieden halten, dann aber ein Heer nach Siebenbürgen senden. Daher bat Zápolya wieder um Hilfe. Um diese Zeit befand sich der Sultan gerade in Verlegenheit und zeigte sich sogar in der Frage der Grenzen Siebenbürgens entgegenkommend, ersuchte jedoch Zápolya, wachsam zu sein und ihn ständig zu informieren 230). Bald darauf gab der Siebenbürger dem Großherrn Auskunft über die Festungen Huzth, Tokay und Munkács 2si). Weil sich aber die Angelegenheit mit dem Prinzen Bajesid für den Sultan günstig entwickelte, wollte man von einer Festsetzung der Landesgrenzen nichts mehr hören. Der Großwesir behauptete sogar, wenn man die geforderten Grenzen auf türkischem Gebiete gewähre, würde Zápolya auf die Seite Ferdinands treten; hätte Bajesid nicht eine solche Verwirrung verursacht, würden schon längst die Begler-begs 224) 1560 November 12, ebenda. 225) 1562 Jänner 15: Turcica 15. 22«) 1562 Jänner 21, ebenda. 227) 15 62 Mai 21, Juni 8, ebenda. 228) z. B. 1560 Oktober 10, November 20, Dezember 20: Turcica 14; 1561 Jänner 13: Turcica 15. 229) 1560 Jänner 1 und 26: Turcica 14. 23») 1560 September 21, ebenda. 231) 1560 Oktober 10, ebenda.