Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)
AUER, Leopold: 19. Stage technique international d'Archives
Österreich 401 erste außerhalb des Archivs verwahrt wird und das zweite dem Benützer als Arbeitsinstrument an Stelle des Originals dient. Neben der Ersatz- und Ergänzungsverfilmung beginnt man sich, von der Entwicklung in den USA beeinflußt, auch mit einer neuen Anwendung des Mikrofilms vertraut zu machen, indem man zum Ersatz einer Edition die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ganzer Aktenbestände in dieser Form ins Auge faßt. Noch größere Wirkungen erzielt der Mikrofilm durch die Verfeinerung der Aufnahmetechnik. Unter dem Namen „microfiche“ sind bereits jetzt Karten im Format 10,5 :14,8 cm (DIN A 6) in Verwendung, die ein Fassungsvermögen von über 100 Aufnahmen aufzuweisen haben. Lese- und Reproduktionsgeräte geben in Sekundenschnelle jede gewünschte Aufnahme in Normalgröße bzw. als Fotokopie wieder. Neue Versuche haben bei den sogenannten „ultrafiches“ auf dem gleichen Format bis zu 3 600 Aufnahmen vereinigt. Dieser Aspekt des Mikrofilms scheint eine große Zukunft vor sich zu haben und läßt schon jetzt an die Entstehung von Kartotheken denken, die in einer einzigen Kassette Millionen von Dokumenten enthalten. Zwar kommt die Herstellung noch sehr teuer, doch die Aufnahmegeräte werden schon in Serie produziert. Noch spektakulärer und vor allem für die Archivierung und Auswertung elektronischer Dokumente interessant sind jene Apparate, die auf Magnetbändern gespeicherte Informationen in Klarschrift auf Mikrofilm übertragen (ATCOM, KODAK KOM, STROMBERG DATOGRAPHIX). Zu den Mikrofilmarchiven treten, durch ihre Zielsetzung unterschieden, die audiovisuellen Archive6), die für die Zeitgeschichte in Form von Fotografien, Filmen, Schallplatten und Tonbändern unschätzbares Material aufbewahren, dessen Ablieferung an die staatlichen Archive, sofern es sich dabei um bei Behörden entstandenes Dokumentationsgut handelt, durch ein Gesetz vom 21. Juli 1936 geregelt ist. In einem kurzen Abriß skizzierte F. de Ferry die Entwicklung dieser Archive (wobei der Begriffsumfang hier mitunter etwas erweitert wird), zu denen die Foto- und Phonotheken ebenso gehören wie die Filmarchive, die sich auf internationaler Ebene zur Föderation internationale des Archives du Film (FIAF) zusammengeschlossen haben. Behörden wie verstaatlichte Betriebe haben wichtige Spezialkinematotheken aufgebaut, wie z. B. das Etablissement cinématographique des Armées im Fort von Ivry, das seine Dokumen- tarstreifen in vollklimatisierten Kasematten aufbewahrt, die eine unersetzliche Quelle für die Geschichte der französischen Armee seit dem ersten Weltkrieg dar stellen. Mit dem für die Auswertung dieses Materials unerläßlichen Problem der Katalogisierung beschäftigt sich seit mehreren Jahren der Conseil international du Cinéma et de la Télévision (CICT), der von der UNESCO unterstützt wird. Bei der Archivierung von Lochkarten oder elektronisch gespeichertem Material ergibt sich die Frage der Abnützung, die noch nicht zur Genüge 6) Herbert Volkmann La conservation des films (FIAF, Brüssel 1967); Jean V i v i e Archives, cinématheques, presse filmée et conservation in La Technique 282 (1967) 28—33. Mitteilungen, Band 23 26