Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

BENNA, Anna Hedwig: Von der erzherzoglichen Durchlaucht zur kaiserlichen Hoheit. Eine Titelstudie

Von der erzherzoglichen Durchlaucht zur kaiserlichen Hoheit 15 Vorschreibbüchern und Expeditionen 81). Maria Theresia und Franz Ste phan wurden im Ehevertrag von 1736 durchlauchtigst genannt 82). Aller dings sprach man in den letzten Lebensjahren Karls VI. von Maria Theresia als von ihro erzherzoglichen durchlauchtigkeit83). Die erfolgreiche Behauptung ihres Erbrechtes in Ungarn und Böhmen, die sich in den Krönungen von Preßburg und Prag manifestierte, erhob Maria Theresia zur königlichen Würde. Als Königin von Ungarn trat sie ihren Widersachern entgegen. Die Erbtochter Karls VI. verfügte über ein ausgeprägtes Herrscherbewußtsein. Sie blieb bis an ihr Lebensende selhstherrscherin und erbfrau und das haupt und die regiererin des erz- hauses84), obzwar sie zuerst ihren Gemahl und nach dessen Tod ihren ältesten Sohn zu Mitregenten in den Erblanden annahm85 *). So sehr sie für Franz Stephan den Besitz der römischen Kaiserkrone wünschte und erstrebte, ebenso entschieden lehnte sie für sich selbst eine Krönung zur römischen Kaiserin, die nach geltendem Reichsrecht erst im Anschluß an die Krönung des Kaisers hätte stattfinden können8(i), ab. Als Trägerin männlicher Kronen und männlicher Titel 87), besaß sie, wie der Hof- und Staatskanzler Ulfeld88) richtig vermutete, nicht mehr die Bereitschaft, das Schauspiel einer Krönung zu spielen; einmal gekrönt, wollte sie ihr Geschlecht nicht mehr ändern89). An dem nach 1745 römisch-kaiserlichen und römisch-kaiserlichen königlichen Hof besaß der Kaiser den Vorrang vor seiner Gemahlin. Botschafter und Gesandte nahmen zuerst bei ihm 81) Vgl. oben Anm. 75. 82) HHStA Familienurkunden n. 1892: 1736 Jänner 30 Wien. 83) HHStA Ministerium des kaiserlichen Hauses Titel und Wappen Kart. 1: s. d., Promemoria, das zu expedition der correspondenz ihro erzherzoglichen durchlauchtigkeit Mariae Theresiae vermählten hertzogin zu Lothringen und gros Herzogin zu Toscana verfertigen zu lassen nothwendige grosse sigill und kleinere pettschafft betreffend. 84) HHStA Ministerium des kaiserlichen Hauses Titel und Wappen Kart. 1: Vortrag Kaunitz an Maria Theresia 1765 November 12; Familienurkunden n. 2062: 1771 Dezember 13. 85) Zur Übertragung der Mitregentschaft an Großherzog Franz Stephan (1740 November 3) und Kaiser Joseph II. (1765 September 17) vgl. Fritz Rein- ö h 1 Die Übertragung der Mitregentschaft durch Maria Theresia an Groß­herzog Franz Stefan und Kaiser Joseph 11. in MIÖG Erg. 11 (1929) 650—661. 8«) Beck Deutsches Staatsrecht 1, 11. Hauptstück §2 (Conrad Recht und Verfassung 454). 87) Vgl. Eduard H o 1 z m a i r Maria Theresia als Trägerin „männlicher“ Titel in MIÖG 72 (1964) 122 f. 88) Zu Corfiz Anton Graf von Ulfeld (1699—1779) vgl. Constant von Wurzbach Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich 48 (1883) 290—292; Gschliesser Reichshofrat 397 f; Khevenhüller-Schlitter Tagebücher Khevenhüller Jg. 1752—55, 13, 69; Josef Kallbrunner - Clemens B i e n e r Kaiserin Maria Theresias politisches Testament (Wien 1952) 35 Anm. 21. 8») Alfred von A r n e t h Maria Theresias erste Regierungsjahre 3 (Wien 1865) 429 Anm. 30.

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