Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)
COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848
Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel 177 wenn verworrene, störende Projecte so häufig rechts und links auftauchen, von den inneren Behörden Bevorwortung und Schutz finden, und im eigenen Hause Zeit und Mühe in Vertheidigung von Staats-Interessen in Anspruch nehmen, die besser erkannt und aufgefaßt, die eifrigste Unterstützung verdienen“ 107). Kübeck erschien das neue Unternehmen des Lloyd lobenswert, da es privat und geschäftsmäßig der staatlichen Eisenbahnpolitik nicht widersprechend war, und es den Engländern offenstand, ob sie den angebotenen Dienst annahmen oder ablehnten. Daher unterstützte er das Unternehmen gerne mit seiner ganzen Kraft und Autorität: er schloß den Lloyd aus den österreichischen Postbestimmungen aus, die es Privatpersonen und Gesellschaften verboten, Post durch die Monarchie zu befördern, und sandte seine Untergebenen in ausländische Hauptstädte, um den Lloyd bei Verhandlungen betreffend den Grenzübertritt seiner Kuriere zu unterstützen 108). Mit dieser Hilfe war der Lloyd im Februar 1848 in der Lage, ankündigen zu können, daß der Dienst nach Ägypten im Mai beginnen würde 109 * *). Die dazwischengetretene Revolution zerstörte die Hoffnung des Lloyd, bevor die Gesellschaft ihren Kurierdienst quer durch Europa feierlich eröffnen konnte. Kübeck schrieb am 6. März 1848 optimistisch in einem Brief an Metternich, auf die letzten Vorkommnisse in Frankreich Bezug nehmend, der Zusammenbruch der Julimonarchie und das daraus folgende Chaos „haben ... der Angelegenheit des Lloyd bezüglich der indobritti- schen Postsendungen eine günstige Wendung gegeben, indem es der englischen Regierung nunmehr ernstlich daran liegen wird, bei diesen Postsendungen künftig Frankreich auszuweichen“ no). Metternich aber kam nicht mehr dazu, diesen Brief zu beantworten, und die Antwort seines Nachfolgers, Graf Ficquelmont, war nicht an Kübeck, sondern an den Finanzminister Philipp Freiherrn von Krauß gerichtetU1). Das alte bürokratische System des Vormärz war zusammengebrochen, Metternich war im Exil und Kübeck hatte sich vorübergehend von den Amtsgeschäften zurückgezogen. Da die Monarchie in einen Kampf um ihre Existenz verwickelt war und der Hafen von Triest durch die sardinische Flotte blockiert wurde, konnte von einer mitteleuropäischen Route für die englische Post nach Indien nicht die Rede sein. Es war der beschämende 107) vgl. Kübeck an Hummelauer, 21. März 1847, und Kübecks dabei liegende „Bemerkungen über die braunschweigische Denkschrift vom 8. März 1847, die ostindische Überlandpost betreffend“: HHStA Noten von der Hof hammer 100. 108) Kübeck an Metternich, 20. Juli 1847: HHStA Noten von der Hofkam- mer 100. loo) Küstenländisches Gubernium an Kübeck, 8. Februar 1848: FA 1311/pp ex 1848. no) Kübeck an Metternich, 6. März 1848: FA 2038/pp ex 1848. ui) Ficquelmont an Krauß, 2. Mai 1848: FA 496/FM ex 1848. Mitteilungen, Band 23 12