Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

176 Ronald E. Coons Waghorn keinen Befehl der englischen Regierung erhalten, und das Finanzministerium, das selbst Schwierigkeiten mit dem vielgesichtigen Leutnant hatte, sah sich genötigt, ihm zu kündigen104). Danach war Waghorn weder der österreichischen noch der englischen Regierung von Nutzen. Es verblieb nur noch der Lloyd, der nun sein eigenes Programm, Englands Indische Post nach Triest zu bringen, entwarf. Im Frühjahr 1847 informierte die Gesellschaft Kübeck, daß es ihr die Fertigstellung zweier neuer Dampfschiffe in Kürze doch gestatten würde, direkte Über­fahrten nach Alexandria zu unternehmen105 106). Einmal fertiggestellt, würde es diese Linie dem Lloyd ermöglichen, einen eigenen, regelmäßig zweimal im Monat durchgeführten Kurierdienst zwischen London und Alexandria, unabhängig von Waghorn, zu unterhalten. Die Fahrten der neuen Dampfer müßten so gewählt werden, daß sie mit Ankunft und Abreise der ostindischen Post in Ägypten übereinstimmten. Der Lloyd hoffte, die englische Regierung daran zu interessieren, zumindest einen Teil der Korrespondenz mit Indien mit seinen Kurieren zu schicken, wobei aber offizielle Beteiligung keinesfalls notwendig wäre, da, wie der Lloyd vorschlug, seine Kuriere Privatpost nach Ägypten, Indien und Häfen im Orient für alle interessierten Gesellschaften in England und am Konti­nent befördern würden. Die Gesellschaft beabsichtigte, mit den Probefahr­ten ein Ende zu machen, den Liniendienst einzurichten und auf Kunden zu warten loe). Der neue Plan des Lloyd erfreute Kübeck, der ihn als seine eigene Idee betrachten konnte. Er hatte einen Postvertrag mit England für die Indische Post niemals als Selbstzweck oder Mittel, eine diplomatische Revolution hervorzurufen, betrachtet. Statt dessen strebte er eine direkte und permanente Handelsverbindung mit dem Osten über die Monarchie an und zweifelte nicht daran, daß der Handel in angemessener Zeit die, wie er es betrachtete, natürliche Route zwischen England und Ägypten wählen würde. Das erklärt, warum er sich Palmerstons Ansprüchen auf eine Eisenbahnverbindung Triest—Salzburg entgegenstellte; dem engli­schen Ultimatum nachzugeben, würde bedeuten, ein Prinzip zu opfern, um ein nur begrenztes Ziel zu erreichen. Im März 1847 beklagte sich Kü­beck, während Besprechungen über die Eisenbahnpolitik noch mit Eifer geführt wurden, bitter, daß „es daher oft schmerzlich berühren muß, 1(l4) Lloyd an das Küstenländische Gubernium, 4. Oktober 1847: FA 8774/pp ex 1847. »es) Lloyd an die Hofkammer, 7. Mai 1847: AST Fasz. 8/5 3 ex 1847, 1573/p. Eine vom Lloyd im Jahre 1845 eröffnete indirekte Verbindung zwischen Triest und Alexandria über Syra entsprach keineswegs den Erfordernissen eines Depeschen-Expreßdienstes von und nach Indien. 106) vgi. Küstenländisches Gubernium an Kübeck, 20. Jänner 1848: FA 709/pp ex 1848.

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